"Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht"

logo_presse_hk vom 10.10.2012

Rund 30 Schüler der 7. Klasse gestalten ersten Jugendgottesdienst

Nach der erfolgreichen Premiere soll es einige Termine im Jahr geben. Sie sollen jungen Leuten den Bezug zur Kirche erleichtern.

Schon das selbstgemalte Plakat auf dem Altar gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um einen besonderen Gottesdienst handeln muss: Zu sehen ist ein einfaches Wegkreuz. Die Pfeile tragen die Aufschriften "Gott?" und "Glück?". Auf den Bänken in der Kirche St. Marien sitzen mehrheitlich Jugendliche. Sie dominieren die Zahl der Kirchenbesucher und — das ist das Besondere — Jugendliche sind es auch, die den Gottesdienst gestaltet haben.

"Wir sind ja Jugendliche und wissen, was Jugendliche interessiert", erklärt Sebastian (13) das Projekt. Seit Beginn des Schuljahres haben die Schüler aus der 7. Klasse, die den katholischen Religionsunterricht an der Eichendorffschule besuchen, an den Vorbereitungen für den Jugendgottesdienst gearbeitet. Aufgeteilt in Gruppen, kümmerten sie sich um alles — von der Dekoration über die Auswahl der Texte bis zur Musik. Sie haben dem Gottesdienst, der von Pfarrer Klaus Waldeck geleitet wurde, ihre eigene Note gegeben. Dabei organisierten die rund 30 Siebtklässler nicht nur, sondern standen bei der Messe oft vorne, trugen Gedanken vor und lasen Texte. Dass bei der Gestaltung junge Leute am Werk waren, zeigte sich in der Musikauswahl. So standen neben klassischen Kirchenliedern Musikstücke wie "Über sieben Brücken musst du gehen" auf dem Programm.


Jugendgottesdienst 2012

Glück und Erfüllung

Thematisch drehte sich alles um Suche und Sehnsucht. So erzählte ein Mädchen davon, wie sie sich nach einem schönen und am besten perfekten Leben sehnt. Pfarrer Klaus Waldeck führte passend dazu aus, dass er sich wünscht, dass jeder der Jungen und Mädchen Glück und zwar als wahrhaft "innerlich erfülltes Leben" finden möge, in dem sie Geborgenheit, Anerkennung und etwas erfahren, für das sie bereit sind zu leben.

Während die Struktur in weiten Teilen einem normalen Gottesdienst glich, wurde jedoch Fladenbrot statt Hostien ausgeteilt. Auf diese Weise werde das Bild von Brot, das gebrochen werde, noch deutlicher, erklärt Anna Lisa Kallenbach, die den Jugendgottesdienst mitinitiiert hat. Dies sei den Jugendlichen wichtig gewesen.

Die 28-Jährige unterrichtet an der Eichendorffschule Münster katholische Religion und engagiert sich in St. Marien in Liederbach in der Jugendarbeit. "Wir haben einen Stein ins Rollen gebracht", resümiert sie. Zwar sei noch nicht alles perfekt gelaufen, doch alle Beteiligten seien mit dem ersten Jugendgottesdienst sehr zufrieden gewesen. Besonders freut sich die Lehrerin, dass ihre Schützlinge jetzt zu Recht stolz auf sich sind. So sagt Celine (14) etwa: "Dass wir sagen können, der ganze Gottesdienst ist von uns", sei für sie am Schönsten. Damit ist das Ziel, den Jugendlichen den Bezug zur Kirche zur erleichtern, in dem sie sich selbst mit einbringen können, aus Sicht der Initiatoren geglückt.

Der Gottesdienst allerdings richtet sich nicht ausschließlich an Kinder und Jugendliche, sondern soll alle Generationen ansprechen. Kallenbach hofft, dass künftig auch mehr ältere Gemeindemitglieder in den Jugendgottesdienst kommen. Nach dem gelungen Start soll er künftig drei bis vier Mal im Jahr gefeiert werden.

(tay)