Streit um neues Gymnasium

logo_presse_fr vom 23.02.2012

Kelkheim CDU stößt Debatte über die Zukunft der Eichendorffschule an / Kreis bereitet Entwicklungsplan vor
  
Ein oder zwei Standorte? G8 oder G9? Gesamtschule oder Gymnasium? Über die Zukunft der Kelkheimer Eichendorffschule ist eine heftige Diskussion entbrannt, die unter den 1900 Schülerinnen und Schülern, ihren Eltern und Lehrern für reichlich Unruhe sorgt. Und weit darüber hinaus.

So hat der Elternbeirat der Fischbacher Albert-von-Reinach-Schule noch im vergangenen Jahr eine Umfrage über die Wünsche der Grundschuleltern gestartet. Das endgültige Ergebnis will die Vize-Elternsprecherin Monika Winter noch nicht bekanntgeben, doch auch der Zwischenstand ist schon recht aussagekräftig: Danach soll der Gymnasialzweig in Fischbach erhalten bleiben. Und es gibt einen starken Trend zu G9.

Die Eichendorffschule ist eine kooperative Gesamtschule mit Standorten in Münster und Fischbach, an denen jeweils alle drei Schulzweige angeboten werden. „Die Schule ist ein Erfolgsmodell“, findet Monika Winter. Bei einem Auseinanderreißen der Struktur befürchtet sie, dass es erneut zu einem Niedergang der Fischbacher Schule kommt – und der war schließlich 2006 der Grund, warum die damalige Staufenschule in die Eichendorffschule integriert wurde.

Die gleiche Befürchtung hegt auch der Leiter der Eichendorffschule, Volker Stender-Mengel. „Mit den Gymnasiasten würde man der Schule in Fischbach ihr wesentliches Standbein nehmen, ohne ihr eine neue Perspektive zu geben“, sagt er. Denn mit Blick auf die Schülerzahlen müsste das Gymnasium in Münster angesiedelt werden, Fischbach würde zur Haupt- und Realschule.

Allerdings sieht Stender-Mengel durchaus Bedarf für Veränderungen. So plädiert er dafür, den Fischbacher Standort mittelfristig zu einer eigenständigen Schule aufzuwerten. Immerhin 580 Schüler gibt es dort wieder, die Hälfte im Gymnasialzweig. „Insofern ist eine eigenständige Leitung nur sinnvoll.“ Die aktuelle Diskussion hingegen hält er für „unglücklich“.

Albrecht Kündiger geht da noch einen Schritt weiter. Als „Unsinn“ bezeichnet der Fraktionschef der oppositionellen UKW und der Grünen im Kreis die Idee eines reinen Gymnasiums für Kelkheim. Schließlich gebe es an der Eichendorffschule „überhaupt kein Problem“. Eine Aufspaltung in zwei Schulen sei angesichts der inzwischen erreichten Größe der Schule allerdings zu überlegen. Doch sollte man dabei unbedingt die Schulform der kooperativen Gesamtschule beibehalten – und den Fischbacher Gymnasiasten eine Garantie geben, dass sie die Oberstufe in Münster besuchen können. Der CDU wirft Kündiger „einen Rückfall in den Schulkampf früherer Jahre“ vor.

Damit zielt er vor allem auf den neuen Parteivorsitzenden Markus Bock, der die Debatte angestoßen hatte. „Es gibt Bedarf für ein Gymnasium in Kelkheim“, findet der weiterhin. Das zeigten ihm auch die Reaktionen auf seinen Vorstoß. Doch Bock beteuert gleichzeitig, er wolle lediglich „einen sauberen Meinungsbildungsprozess“ anstoßen. Die CDU fordert nun eine öffentliche Podiumsdiskussion der Stadt, bei der Volker Stender-Mengel mit anderen Schulleitern und dem für die Schulen zuständigen Kreisbeigeordneten Wolfgang Kollmeier (CDU) über die „Situation der Kelkheimer Schulen“ sprechen solle. Ob es dazu kommt, entscheidet am Montag das Stadtparlament (20 Uhr, Rathaus).

Kollmeier selbst sah sich inzwischen gezwungen, Schülern und Eltern zu versichern, dass alle Viertklässler, „die demnächst auf die Eichendorffschule wechseln wollen, ihren gewählten Schulzweig bis zum Abschluss besuchen“ können. Im Herbst soll ein neuer Schulentwicklungsplan festlegen, wie es mit der Eichendorffschule weitergeht. Aber auch dann werde kein Schüler zum Schulwechsel genötigt. „Kelkheimer Eltern können beruhigt sein: Egal, wie die beiden Standorte künftig gestaltet werden, am schulischen Angebot ändert sich nichts“, versichert Kollmeier.