Streit neu entflammt
vom 27.06.2012
Der Plan, die Eichendorffschule in Kelkheim-Münster in ein Gymnasium umzuwandeln, sorgt für Ärger.
Eine Weile schwelte er nur, doch nun ist er wieder ausgebrochen — der Streit um die Umwandlung der Eichendorffschule in Kelkheim-Münster in ein Gymnasium.
Neu angefacht hat ihn ein Beschluss der örtlichen CDU. Deren Vorstand hat sich in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dafür ausgesprochen, „die Eichendorffschule als kooperative Gesamtschule künftig komplett in Fischbach zu betreiben sowie ein grundständiges Gymnasium in Münster einzurichten“. Beide Schulen werden seit einigen Jahren gemeinsam als kooperative Gesamtschule geführt.
Zudem schlägt die CDU vor, im Gymnasialzweig der Fischbacher Gesamtschule künftig wieder zu G9 zurückzukehren — „bei entsprechendem Beschluss der Schulkonferenz“. Beide Schulen sollen besondere Schwerpunkte ausbilden. Die CDU schlägt für das Gymnasium eine technisch-wirtschaftliche Ausrichtung vor, für die Gesamtschule das Fach Sport.
Schwerpunkt Musik
Ideen, die beim Leiter der Eichendorffschule, Volker Stender-Mengel, gar nicht gut ankommen. In einem offenen Brief an den Kelkheimer CDU-Vorsitzenden Markus Bock macht er seinem Ärger Luft. „Mit Ihren Äußerungen leisten Sie unserer Schule einen Bärendienst“, schreibt er — zumal Bock bislang „nie mit mir ein Gespräch gesucht“ habe. Statt Eltern und Schülern eine klare Perspektive zu geben, entwerfe die CDU „Schulszenarien, die schon auf den ersten Blick einer kritischen Prüfung nicht standhalten“.
So habe sich die Eichendorffschule im gesamten Main-Taunus-Kreis mit ihrem Schwerpunkt Musik einen Namen gemacht, der aber spiele in den Überlegungen der CDU gar keine Rolle. „Das ist absurd“, findet Volker Stender-Mengel. Zudem sei der Name Eichendorffschule seit 40 Jahren in Münster verankert — nun wolle ihn die CDU „schnell mal nach Fischbach“ weiterreichen. Die dortige Schule hieß bis zur Zusammenlegung Staufenschule.
Verärgert über den CDU-Beschluss ist auch die „Elterninitiative für den Erhalt der Gesamtschule in Münster“. Deren Sprecherinnen Nadine Cromme, Andrea Rieß und Sigrid Vollert werfen den Christdemokraten vor, mit dessen Veröffentlichung kurz vor den Ferien „die Entscheidungsprozesse auf unfaire Weise“ beeinflussen zu wollen. Dabei spreche einiges für die jetzige Gesamtschule: Die Schüler könnten besser zwischen den Schulzweigen wechseln, und bislang sei nur in dieser Schulform die Rückkehr zu G9 möglich gewesen. Zudem würde eine Konzentration der Gesamtschule in Fischbach „Neubauten in Millionenhöhe“ nötig machen. Von knapp vier Millionen Euro geht der Kreis aus.
Bedarf für ein Gymnasium
Das gibt auch Markus Bock zu. Allerdings sei das „nur ein Bruchteil des Betrags von 25 bis 30 Millionen Euro, die der Neubau eines Gymnasiums in einer anderen Stadt kosten dürfte“. Dass es einen Bedarf dafür gebe, zeige der Ansturm auf die Gymnasien in Schwalbach und Hofheim.
Ob es in Kelkheim ein Gymnasium geben wird, entscheidet der Kreis im Rahmen des neuen Schulentwicklungsplans. Der Kreistag werde darüber voraussichtlich im Dezember abstimmen, kündigt Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier (CDU) an. Er selbst will sich aber nicht so lange Zeit lassen.
„Spätestens nach den Sommerferien“ wird der für die Schulen zuständige Dezernent seine Empfehlung abgeben. „Das ist keine einfache Entscheidung“, gibt er zu. Deshalb habe er in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche mit Eltern und Parteivertretern geführt, Umfragen ausgewertet. Die hätten aber vor allem eines ergeben: „Beim Elternwillen gibt es kein einheitliches Bild.“
(Torsten Weigelt)