Sie führt die Schule in eine neue Ära
vom 26.12.2012
Marion Polydore stellt als neue Standortleiterin der EDS Fischbach die Weichen für eine eigenständige Zukunft
Beim Tag der offenen Tür stellte sich die weit gereiste Pädagogin auch vor.
Geschäftiges Treiben in den Räumen – und das an einem Samstagvormittag. Grund dafür ist der Tag der offenen Tür, bei denen die Schüler, unterstützt von den Lehrern, ihr Schulprogramm ausführlich vorstellen. Von der Berufsorientierung bis zur Präsentation der modernen Klassenzimmer der Naturwissenschaften — und mittendrin findet man Standortleiterin Marion Polydore. "Eigentlich gibt es den Posten des Standortleiters offiziell ja gar nicht", erklärt sie. Doch genau diese Funktion füllt die Biologie- und Englisch-Lehrerin seit den Sommerferien nun am Standort aus. Schließlich kommen knapp 550 der 1900 Schüler der Eichendorffschule (EDS) tagtäglich dort in den Unterricht.
"Eine Leitung ist erforderlich, da die Verwaltung an zwei unterschiedlichen Standpunkten sich sehr schwierig gestaltet. Als man mich darauf ansprach, war ich sofort bereit", so Polydore. Seit 2010 war die Oberstudienrätin an der EDS in Münster tätig. "Ich hatte gerade meine letzten Abiturienten verabschiedet", sagt Polydore, "was schon etwas traurig ist, da sie mir doch sehr ans Herz gewachsen sind, aber mich gleichzeitig auch sehr stolz macht". Angst vor der Aufgabe mit deutlich mehr Kompetenzen habe sie nicht empfunden. "Denn sonst hätte ich es erst gar nicht gemacht."
Auf eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin folgten bei Marion Polydore ein Studium in Frankfurt und ein Stipendium in Frankreich. "Ich wollte auf jeden Fall für ein Jahr ins Ausland." Bei mehreren Möglichkeiten, unter anderem auch London, sprach ein Grund deutlich für Paris: Den heutige Ehemann, den sie damals im Freibad kennenlernte, verschlug es aus beruflichen Gründen ebenfalls in die Gegend. "Ich möchte nicht ausschließen, dass mich das in meiner Entscheidung ein bisschen beeinflusst hatte", gesteht Polydore mit einem verschmitzten Lächeln. Nach dem Staatsexamen 1984 zog es sie in die freie Wirtschaft und dort in die PR-Arbeit. "Auf dem Arbeitsmarkt im Bildungsbereich gab es zu der Zeit kaum Möglichkeiten." Später folgte sie ihrem Mann erneut ins Ausland, diesmal nach Thailand. "Ich unterrichtete dort in einem Kindergarten Sport und Englisch. Das war eine spannende Aufgabe, da dort teilweise sogar schon Zweijährige die Einrichtung besuchten und so die Sprache von Grund auf lernten." Auch die ältere der beiden Töchter konnte dort schon "Schule spielen" und wuchs mehrsprachig auf. "Mit meinem Mann, der Franzose ist, sprach sie dann Französisch, mit mir Deutsch, mit der Haushälterin Thai — und Englisch sowieso."
Marion Polydore leitet das Fischbacher Haus seit einigen Monaten. (Foto: Reuß)
Wieder zurück in Deutschland, nahm Polydore eine Stellung an der Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn an. Zehn Jahre blieb sie dort und erinnert sich gerne zurück. "Es war schon sehr verlockend, da finanzielle Mittel nie eine Rolle spielten. Wenn etwas gebraucht wurde, schlug man es vor und dann wurde es genehmigt. Allerdings bin ich davon überzeugt, dass ähnliche Rahmenbedingungen auch hier in Kelkheim durchaus möglich sind." Gerade in der Zusammenarbeit mit Rotary Club und Lions Club, deren Engagement für die Jugend sie lobt, sieht die Standortleiterin großes Potenzial. Eine Unterstützung, die mit Blick auf die kommende Abspaltung von der EDS wichtig sein wird. Für die Position als Schulleiterin der dann unabhängigen Gesamtschule stellt sich Polydore gerne zur Verfügung — und weiß einen prominenten Fürsprecher auf ihrer Seite. "Herr Stender-Mengel hat bereits angeboten, mir ein Empfehlungsschreiben auszustellen", sagt sie und betont: "Ich liebe es, zu unterrichten und mindestens genau so viel Freude macht es mir zu gestalten." Nur beim Thema G 9 (siehe "Info") pustet sie kurz durch. "Ich weiß, dass ein großer Teil der Eltern sich für G 9 ausspricht. Allerdings ist das zumindest für das nächste Schuljahr noch kein Thema, da wir zunächst selbstständig werden müssen." Auf dem sogenannten "Sozialen Lernen" liege weiter ein Fokus. "Für mich ist es wichtig, dass die Schüler lernen, in einer Gruppe zu arbeiten. Und als solche nicht nur höfliche Floskeln austauschen, sondern merken, dass es für alle Vorteile haben kann." Dazu beitragen sollen künftig die Streitschlichter. Beim Tag der offenen Tür präsentierten sie sich erstmals. "Momentan bearbeiten sie noch ihre ersten Fälle, aber ich glaube, es ist wichtig, den Schülern in solchen Angelegenheiten Eigenverantwortung zu übertragen", sagt sie.
(von Robin Kunze)