Polit-Shows mag er gar nicht

logo_presse_hk  vom 16.02.2011

Daniel Beck hat bei der Premiere von „Jugend debattiert“ gewonnen – auch weil er gerne redet

Zu Hause mit den Eltern diskutiert der 16-Jährige schon mal gerne eifrig. Nun streitet er beim Regionalentscheid um den Einzug ins Landesfinale. Gewinnt er, darf Daniel sogar in Seminaren trainieren.

Nein, für die Polit-Debatten in den TV-Talkshows kann sich Daniel Beck kaum erwärmen. «Dafür schalte ich nicht den Fernseher ein.» Wenn er dann doch zufällig in einer solchen Sendung landet, seien ihm manche Ansichten zu extrem, und er könne oft «nur den Kopf schütteln». Doch schon mehrmals ist der 16-Jährige inzwischen in jene Rollen von diskussionsfreudigen Politikern geschlüpft. Beim Bundeswettbewerb «Jugend debattiert», der erstmals an der Eichendorffschule lief, gewann Daniel sogar das Finale. Als «Debattier-König» wird er nun am Freitag im Regionalentscheid an der Bischof-Neumann-Schule Königstein antreten. Mit Justin Miller hat auch ein zweiter Münsterer Schüler den Einzug in die nächste Runde geschafft.

Jugend debattiert - Daniel Beck
Soll die Massentierhaltung abgeschafft werden? Sollen in deutschen Schulen regelmäßig Drogenkontrollen stattfinden? Oder am Freitag die Frage: Sollen Schusswaffen in Privathaushalten verboten werden? Ein wenig abstrakt sind die Themen für die Schüler schon, über die sie nach einem Zeitschema (jeweils zwei Minuten Eröffnungsrunde, zwölf Minuten Diskussion und je eine Minute Schlussrunde) miteinander diskutieren müssen. Doch Daniel hat seinen Spaß daran gefunden, zunächst seine Gedanken zur Sache zu ordnen und Position zu beziehen. Danach schaut er in Zeitungen, Zeitschriften oder dem Internet nach, welche Ansichten und Argumente es zu den Themen gibt. Und nun beginnt der spannende Teil: Erst kurz vor der Debatte erfährt er, ob er sich für oder gegen eine Sache aussprechen muss.


«Die da wären?»

So war‘s auch im Finale, als er gemeinsam mit Justin die Drogenkontrollen an Schulen befürworten musste. Aufgeregt sei er aber nur kurz vor dem Halbfinale gewesen, als es um die Massentierhaltung ging. Ihre Unterlagen dürfen die Teilnehmer nicht mitnehmen, sich nur auf einem Zettel eigene Notizen machen. Als er die angekündigten Argumente seiner Kontrahentin im Semifinale aber mit einem trockenen «die da wären?» konterte, zollten ihm die Schüler in der vollen Aula Applaus — obwohl das bei «Jugend debattiert» verboten ist.

Mit dem Sieg habe er keinesfalls gerechnet. «Ich fand mich während der Debatte gar nicht so gut.» Wenn er kleine Pausen machte, «kam mir das unendlich lang vor». Und doch scheint Daniel das Diskutieren im Blut zu haben — das könnten seine Eltern bestätigen, sagt der Schüler der E 2 (11. Klasse) und schmunzelt. Denn zu Hause debattiert er gerne ausgiebig.

Als im Deutsch-Unterricht gefragt wurde, ob die Klasse einen «Debattier-Club» eröffnen wolle, fand Daniel das «eine lustige Idee». Nach einigen erfolgreichen Runden hatte er sich fürs Schulfinale mit acht Teilnehmern — neben Daniel und Justin noch Natalie Frenzel, Laura Neumeyer, Claas Völker, Victor Walter, Christian Claaßen und Yvonne Karmann — qualifiziert. Sich manchmal bei diesen Diskussionen etwas zu verbiegen — das fällt Daniel nicht so schwer. «Es gibt ja immer eine moralische und eine vernünftige Seite», sagt er. Je nachdem, welche Position er vertreten müsse, dann blende er eben entweder die Emotionen oder die Vernunft für einen Moment aus.

Ganz gleich, ob er am Freitag eine Runde weiter kommt oder nicht: Für Daniel hat sich das Debattier-Experiment längst gelohnt. «Es steigert auf jeden Fall das Selbstvertrauen, die Redegewandtheit und das freie Sprechen», fasst er zusammen. «Wer gerne redet, so wie ich, der sollte es machen», findet der Schüler, der in seiner Freizeit gerne skatet und Tennis spielt. Politiker will er später trotzdem nicht werden.
(wein/Foto: Ackermann)