Nicht das Erfolgsmodell opfern
vom 06.03.02012
Die Eltern der Fischbacher Grundschüler haben jetzt ihre Umfrageergebnisse vorgelegt
Bis zu 80 Prozent würden ihre Kinder weiterhin am Standort anmelden, wenn es ein gymnasiales Angebot gäbe.
Es sei ein Zufall, dass die Elternvertreter der Albert-von-Reinach-Grundschule in der vergangenen Woche einen Termin bei Kreis-Schuldezernent Wolfgang Kollmeier bekommen haben, sagt Monika Winter. Die stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats nahm mit ihren Kollegen die Gelegenheit aber gerne wahr, noch einmal die Standpunkte der Fischbacher deutlich zu machen. Mitten in einer "Schul-Woche" mit einigen Diskussionen (wir berichteten). Im Gepäck hatte die Reinach-Gruppe die Ergebnisse einer Ende 2011 initiierten Elternumfrage, an der sich drei Viertel beteiligten, sowie genau 108 Briefe, in denen der Erhalt eines gymnasialen Angebots im Stadtteil gefordert wird.
Genau für diese Forderung macht sich nun der Elternbeirat der Grundschule mit rund 210 Kindern noch einmal stark. "Wir möchten uns deutlich gegen diese Planungsvariante einer reinen Haupt- und Realschule in Fischbach aussprechen", teilen Monika Winter und Elternbeiratsvorsitzende Claudia Liebeck zu Zukunft der Eichendorffschule (EDS) mit. "Wir sind nicht bereit, ein gesundes und akzeptiertes Schulformmodell in Fischbach zu zerschlagen, um in Münster die Etablierung eines grundständigen Gymnasiums zu ermöglichen." Nach der ersten Initiative der Kelkheimer CDU lägen derzeit "keine fachlichen Kriterien für eine solche Vorgehensweise" vor, betonen die Elternvertreter. "Es ist die Mischung der Schüler aus unterschiedlichen Schulzweigen, die zur Stärke und Stabilität des Schulstandorts Fischbach beiträgt."
Mit einem Gymnasium würde dem zweiten starken Wunsch der Riegel vorgeschoben, heißt es weiter. Denn ein Wechsel zur neunjährigen Gymnasialzeit (G 9) sei dann nicht mehr möglich. Dafür haben sich einige Reinach-Vertreter aber ausgesprochen. Unter den 108 Familien, die in den Briefen an den Kreis für ein Gymnasium votiert haben, sind nur wenige (gut 8 Prozent), die G 8 befürworten. Knapp 89 Prozent plädieren für die längere Variante. Dieser "breit vorhandene Wunsch" sei sicher nicht nur in Fischbach gegeben, folgert der Elternbeirat und bittet die Politik, dies in ihren Überlegungen zu berücksichtigen. Die Zahlen liegen den Fraktionen in Kelkheim und dem Kreis nun ebenfalls vor.
Dass nicht über die Elternköpfe hinweg entschieden wird, davon gehen Monika Winter und ihre Mitstreiter aus. Dem Kreisblatt berichtet sie von einem "sehr konstruktiven Gespräch" mit Kollmeier. "Er ist bemüht, wirklich alle Komponenten einzubeziehen und den Elternwillen aufzunehmen." Das zeige schon seine Anwesenheit am Infoabend der UKW. Wenn es nun zu einer Podiumsdiskussion kommen wird, hoffen die Fischbacher Grundschuleltern, ausreichend zu Wort zu kommen. In der Stadtverordnetenversammlung war kritisch angemerkt worden, dass Eltern nicht auf dem Podium sitzen werden. Dazu sagt Monika Winter: "Ich gehe stark davon aus, dass Elternfragen gewünscht sind." Da der Kelkheimer CDU der Elternwille so wichtig ist, "kann ich mir nichts anderes vorstellen". Die stellvertretende Vorsitzende gibt den Organisatoren aber schon einmal den Rat, die zeitlichen und räumlichen Kapazitäten ausreichend zu planen.
Auch wenn noch einige Schulformen diskutiert werden, so ist doch eine Zielrichtung klar: Die Trennung der Schulen in Fischbach und Münster wird kommen. Das macht Schulleiter Volker Stender-Mengel im Kreisblatt-Interview deutlich (Bericht folgt), das untermauern die Fischbacher Eltern. Die Eichendorffschule Fischbach habe "eine Größe erreicht, die unbestritten organisatorisch und verwaltungstechnisch vom Hauptstandort Münster aus nicht mehr optimal gesteuert werden kann".
Fischbach wäre alleine überlebensfähig — das zeigt für die Eltern ein weiteres Umfrageergebnis: Demnach würde fast die Hälfte der Grundschul-Familien ihre Kinder an der EDS im Stadtteil einschulen, wenn es denn einen Gymnasial-Zweig gäbe. Immerhin ein Drittel zieht Fischbach in die engere Auswahl. Schon jetzt wechseln über 50 Prozent eines Grundschuljahrgangs auf die EDS Fischbach. Vor allem aber wünschen sich die Eltern zu gut 95 Prozent eine schnelle Entscheidung der Politik. Stender-Mengel geht aber davon aus, dass sie erst nach den Sommerferien fallen wird. Bis dahin wird fleißig diskutiert — das nächste Mal beim vom Kreis initiierten Treffen mit allen Beteiligten am 14. März.
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