Musik spricht viele Sprachen
vom 18.11.2010
Olaf Heim hat fünf Jahre an der Deutschen Schule Madrid unterrichtet und jetzt einen besonderen Austausch initiiert.
Der Lehrer der Eichendorffschule ist begeistert von einem Selbstläufer, der 2011 in Kelkheim fortgesetzt wird.
Münster. Als kleiner, sechs Jahre alter Bub hat Olaf Heim seine ersten Instrumente gespielt, mit neun ist er bei der Bratsche geblieben. Dass ihm seine Leidenschaft für Musik einmal ganz besondere Berufschancen bieten würde, daran hatte er damals nicht gedacht. Doch Heim packte die Gelegenheit vor sechs Jahren beim Schopfe und ging für fünf Jahre als Lehrer an die Deutsche Schule in Madrid.
Inzwischen ist der 41-Jährige zurück an der Eichendorffschule in Münster — mit einer Menge wichtiger Erfahrungen und vor allem einem besonderen Projekt im Gepäck. In Spanien hatte Heim die Kontakte geknüpft, um jetzt ein Konzert dreier Schulen mit über 100 jungen Musikern auf die Beine zu stellen. Gemeinsam mit 44 Kelkheimer Schülern zwischen 13 und 18 Jahren reiste Heim zurück in seiner zweite Heimat, in der er viele neue Freunde gefunden hat. Die Deutsche Schule (Colegio Aleman) und das Liceo Francés empfingen die Eichendorff-Gruppe in Madrid. Gemeinsam probten die Bläser und Streicher anspruchsvolle Stücke und gaben Konzerte vor vollen und begeisterten Häusern.
Gegenseitig motiviert
«Musik ist nicht nur eine schöne Sache. Man kann in einem Konzert arbeiten — und die Sprache wird mitgeliefert», beschreibt Heim, der das Projekt gemeinsam mit Adriana Tanus Molina vom Liceo Francés organisierte, die «wunderschöne Stimmung». Was den Frankfurter besonders beeindruckte: Die jungen oder weniger erfahrenen Schüler hätten von den Routiniers lernen können. «Die haben sich gegenseitig angespornt.» Da einige Freundschaften entstanden seien, kam die Frage nach einem Gegenbesuch bald. Daher kündigt das Team von der Eichendorffschule «Internationale und kulturelle Festtage» bereits gemeinsame Konzerte mit den Spaniern zwischen dem 18. und 24. Februar 2011 an.
Dass sich Olaf Heim entschied, in Madrid seinen Horizont zu erweitern, war mehr Zufall. «Ich wäre auch nach Südafrika gegangen», sagt der Lehrer für Musik, Deutsch und Philosophie, dessen großer Wunsch ein solcher Auslandsaufenthalt war. Weltweit gebe es mehr als 100 Schulen für einen derartigen Austausch — in Heims engerer Wahl war 2004 aber nur noch New York, das wegen der «schwierigen Situation dort» den Kürzeren zog.
Lebhafte Spanier
In Spanien war der Lehrer aber genau richtig. An der Deutschen Schule in Madrid seien 85 Prozent Spanier, die dort das deutsche Abitur machen wollen. Heim hatte sich schnell eingelebt, denn er büffelte von Anfang an Spanisch und schloss sich einem Musikquartett an, um die Sprache weiter zu vertiefen. Erst gewöhnen musste er sich allerdings an die Mentalität der Menschen. Die 1600 Schüler seien schon um einiges «lebhafter». Und die «kleinen Klassengespräche wurden immer auf Spanisch geführt».
Olaf Heim, der seit 1999 an der Eichendorffschule unterrichtet, will nicht ausschließen, noch einmal ins Ausland an eine andere Schule zu gehen. «Es ist auf jeden Fall eine Bereicherung», sagt der Lehrer, der sowohl in Kelkheim als auch in Madrid die Streicherklassen initiierte. Nicht einfach sei es gewesen, in Deutschland «wieder seinen Platz zu finden». Heim: «Da war der Blick, als Fremder auf seine eigene Heimat zu schauen.» Da der Kontakt mit dem ehemaligen Schulleiter Horst Ackermann blieb, sei eine Rückkehr wahrscheinlich gewesen. Gemeinsam mit Kirsten Feist unterrichtet er wieder die Streicherklassen, zudem ist Heim Leiter des Fachbereichs Sprachen und musische Fächer. Vorstellen könnte er sich, bei den Streichern die Kooperation mit den Grundschulen zu verstärken — und will die Orchester weiterhin «qualitativ fördern». Privat hat der Lehrer schon fürs Gießener Stadttheater und die Junge Deutsche Philharmonie gespielt. Inzwischen macht er Kammermusik und möchte demnächst ein Quartett initiieren.
«Ein schönes Hobby» soll die Musik ebenfalls für Luisa Sif Elnasr und Paul Schönwetter bleiben. Die Kontrabassistin und der Cellist waren bei den Konzerten in Madrid dabei. Die beiden 17-Jährigen sprechen von «einer guten Erfahrung», bei der sie keine Sprachprobleme hatten. Nun freuen sie sich mit den Kollegen auf den Besuch der neuen spanischen Freunde im nächsten Jahr. wein