Mathe-Genies sind keine Nerds
vom 27.05.2012
Florian Papadopulos aus Hornau ist Zweiter bei der Mathe-Olympiade
Eins klärt Florian Papadopulos direkt: Mathe-Genies sind keine Nerds. Und sie sitzen schon gar nicht den ganzen Tag vor dem PC. „Ist doch eigentlich klar: Wer die ganze Zeit nur vor dem Computer sitzt, kann nicht richtig gut in Mathe sein.“ Denn die Aufgaben in der Schule, die fallen Cracks wie Florian zwar noch leicht. Die Aufgaben bei einer Mathe-Olympiade rechnet aber keiner im Vorbeigehen, die sind richtig hart.
Florian Papadopulos aus Hornau hat die Aufgaben trotzdem geknackt, zu etwas mehr als drei Vierteln. Bei der bundesweiten Mathe-Olympiade vor zwei Wochen hat er von 40 möglichen Punkten 31 erzielt und damit den zweiten Platz in seiner Jahrgangsstufe erreicht, die Silbermedaille. Er gehört zu den besten Rechnern unter allen Neuntklässlern im Land. Hessensieger ist er sowieso.
Wenn Florian Papadopulos sagt, dass Mathe-Genies keine Nerds sind, dann glaubt man ihm das. Weil er selbst so gar nicht so aussieht. Türkises T-Shirt, kurze Hose, keine Hornbrille. Wenn er sich nicht in eine der Mathe-Aufgaben verbissen hat, die er regelmäßig von der Organisation „Jugend trainiert Mathematik“ per Korrespondenzbrief bekommt, dann hängt er in der Kletterwand, steht hinter einer Tischtennis-Platte oder hat die Finger auf den Klaviertasten.
Ein ganz normaler 14-jähriger Kelkheimer, mit einer Ausnahme. „Ich verstehe manchmal nicht, wieso sich einige so rumquälen mit Mathe.“ Er selbst muss für Mathe-Klausuren nicht lernen, wenn der Lehrer einmal erklärt hat, wie eine neue Vorgehensweise funktioniert, dann hat er es sofort verstanden. „Die vielen Wiederholungen dann langweilen mich immer ein bisschen.“ Sonst ist Florian kein schulischer Überflieger, in Deutsch hat er eine Zwei, in den anderen Fächern ist es so ähnlich. Ein Bekannter, den er bei der Mathe-Olympiade kennengelernt hat und der auch in die neunte Klasse geht, besucht neben der Schule die Uni, studiert Mathe, ein anderer hat zwei Klassen übersprungen.
Florian nicht, er ist ganz zufrieden in der neunten Klasse der Eichendorffschule. Seine Freunde haben das inzwischen akzeptiert, dass man mit ihm nicht so gut über Mathe-Aufgaben reden kann, weil er sich auf einem ganz anderen Level bewegt. Dass auch seine Eltern manchmal auf dem Schlauch stehen, wenn er ihnen eine Lösung erklärt, ärgert ihn aber schon. Immerhin müssten die das doch können, als Physiker und Informatikerin. „Für mich ist das gar nicht trivial, was die bei der Olympiade rechnen“, bekennt Mutter Sima und Vater Peter gibt zu, dass es manchmal, nach der Arbeit, gar nicht so leicht ist, seinem euphorischen Sohn in seiner mathematischen Argumentation zu folgen.
Umso wichtiger sind die Mathe-Olympiaden für Florian — er war schon zum dritten Mal dabei. Denn die haben neben den zwei Vormittagen, an denen die Aufgaben gelöst werden, auch einen gesellschaftlichen Teil. Und da kann er sich endlich mal austauschen über Lösungswege und Kniffligkeitsgrade, mit Gleichgesinnten, mit anderen Mathe-Verrückten. Denn ein Mathe-Verrückter ist Florian Papadopulos auf jeden Fall. In der Zukunft irgendwas anderes zu machen, kann er sich nur schwer vorstellen. Nach dem Abi jedenfalls, will er auf jeden Fall etwas mit Mathe studieren.
Der Mathecrack Florian Papadopulos