Kochen, wickeln – oder lieber ins Büro?
Viele Schüler haben noch keine rechte Vorstellung, wohin sie der berufliche Weg einmal führen könnte.
Ein Parcours soll den Eichendorffschule bei der schweren Auswahl helfen. Immerhin wissen einige junge Leute nach den Projekttagen nun, was für sie auf keinen Fall in Frage kommt.
Der Arbeitsmarkt bietet Schulabgängern zahlreiche Möglichkeiten. Doch die Berufswahl erweist sich häufig als unangenehme Herausforderung. Ein Berufeparcours soll Eichendorffschülern ihre Entscheidung erleichtern.
Zum dritten Mal organisieren die Schulsozialarbeit, die mobile Jugendberatung sowie die Mitarbeiter der städtischen Jugendarbeit das Berufsfindungsprojekt für die Schüler der Klassen R 8 und H 7. "Die Kinder sollen nicht nur das machen, was sie vorgelebt bekommen, sondern ihre eigenen Stärken herausfinden", verdeutlicht Streetworker Andreas Henke das Ziel. Und Omar Lahyani von der städtischen Jugendarbeit ergänzt: "Es geht um positive Eigenschaften, nicht darum Schwächen herauszuarbeiten."
122 Jugendliche
An elf Stationen können die Schüler ihre Fähigkeiten in den Bereichen Hauswirtschaft, Technik und Verwaltung testen. Medikamente müssen sortiert werden, ein Fahrradschlauch wartet auf eine Reparatur, und Überweisungsträger müssen korrekt ausgefüllt werden. In diesem Jahr nehmen 122 Jugendliche an dem Projekt teil.
Einer von ihnen ist Kevin. "Mann, sind Kinder kompliziert", stellt der Achtklässler beim Baden, Wickeln und Anziehen einer Puppe fest. Nach diesem Erlebnis steht für den Schüler fest: "Erzieher ist keine Jobperspektive." Kevin interessiert sich eher für technische Zusammenhänge. Schon als Kind habe er gerne mit Lego gespielt, sagt der 13-Jährige.
Auch seine Klassenkameradin Yeily hat durch den Berufeparcours herausgefunden, dass sie für die Hauswirtschaft wenig geeignet ist. "Kochen und Babys wickeln ist nicht so mein Ding", weiß die Schülerin, nachdem sie eine Paradiescreme angerührt und das "Baby" versorgt hat. Das Pflichtpraktikum im kommenden Jahr möchte sie auf jeden Fall in einem Büro absolvieren. Und auch für die Zeit nach ihrem Realschulabschluss hat die 13-Jährige Pläne: "Ich möchte auf jeden Fall Abitur machen."
Zumindest Hilfe für Oma
Weniger entschlossen wirkt André. Der Achtklässler hat sich bei einem Reiseunternehmen und einem Mobilfunkanbieter über Praktikumsmöglichkeiten informiert. Wirklich überzeugt scheint er von seiner Wahl noch nicht zu sein. Der Berufeparcours unterstützt seine Entscheidungsfindung. "Wenn ich etwas mache, das ich vorher noch nie gemacht habe und es mir Spaß macht, dann hilft mir das beim Orientieren", glaubt André. Und so entdeckt der Schüler bei der Zubereitung der Süßspeise, dass Kochen durchaus eine Aufgabe ist, bei der er seine Oma unterstützen könnte.
Bisher haben sich die Verantwortlichen die Utensilien vom Bildungswerk der Hessischen Wirtschaft ausgeliehen. "Jetzt haben wir uns die Sachen selbst angeschafft", freut sich Aspe Rosenberg. Dadurch können die Schulsozialarbeiterin, die städtische Jugendarbeit sowie die mobile Jugendberatung ihre Ideen besser einbringen und gezielter auf die Wünsche der Jugendlichen eingehen.
(slk)