Kein Gymnasium

logo_presse_fr vom 05.07.2012


Aus der Eichendorffschule sollen stattdessen zwei kooperative Gesamtschulen werden. Es geht um 4 Millionen Euro...

Volker Stender-Mengel kann beruhigt in die Ferien gehen. Denn die Entscheidung, die Kreis-Schuldezernent Wolfgang Kollmeier (CDU) gestern vor der Presse verkündet hat, ist ganz im Sinne des Leiters der Kelkheimer Eichendorffschule. „Er hat dem Wunsch der Schulgemeinde entsprochen“, kommentierte er Kollmeiers Beschluss, die beiden Standorte der Eichendorffschule in Münster und Fischbach wieder zu trennen — aber beide weiter als kooperative Gesamtschule zu führen. Die Idee, in Münster ein Gymnasium einzurichten, ist vom Tisch.

Kollmeier hatte darüber ausführlich mit Eltern und Vertretern der Kelkheimer Schulen gesprochen. Dabei habe sich „kein eindeutiges Bild“ pro Gymnasium ergeben. Zumal sich die Schule nach der Zusammenlegung der beiden Standorte vor zehn Jahren sehr positiv entwickelt habe. „Der gymnasiale Zweig erbringt genauso gute Leistungen wie ein grundständiges Gymnasium“, findet Kollmeier.

Auch finanzielle Aspekte haben bei der Entscheidung eine Rolle gespielt

Aber auch finanzielle Aspekte haben bei seiner Entscheidung eine Rolle gespielt. Vier Millionen Euro hätte der Kreis in die Hand nehmen müssen, um in Fischbach die Haupt- und Realschüler aus Münster aufzunehmen.

Mit diesen Argumenten hat er nun auch die Vertreter der Kreiskoalition aus CDU, FDP und FWG überzeugt — wobei die Fraktionsvorsitzenden Gerhard Lehner (CDU) und Dirk Westedt (FDP) durchaus Sympathien für ein weiteres öffentliches Gymnasium im Kreis erkennen ließen. Das habe man schließlich auch in den Koalitionsvertrag geschrieben, so Lehner. Allerdings habe auch er „keinen großen Ruf“ der Eltern nach einem Gymnasium in Kelkheim gehört, gibt er zu.

„Es war eine Abwägungsentscheidung“, sagt Westedt, der im Hauptberuf Erster Stadtrat von Kelkheim ist. Gerade vor Ort hatten sich CDU und FDP für ein reines Gymnasium in Münster starkgemacht. Vor wenigen Tagen noch hatte die CDU eine entsprechende Forderung beschlossen. Doch auch deren Parteivorsitzender Markus Bock akzeptiert nun Kollmeiers Entscheidung. Angesichts des uneinheitlichen Elternwillens und der Kosten sei es letztlich „nicht vertretbar“ gewesen, die Eichendorffschule komplett umzukrempeln.

„Wir wollen nicht mit dem Kopf durch die Wand“, betonte Bock. Das hatte Kelkheims Bürgermeister Thomas Horn (CDU) seinen Parteifreunden schon länger empfohlen und sich auch öffentlich vernehmbar von deren Vorstoß distanziert. So lobte er denn auch gestern Kollmeier für seine „exzellente Arbeit“, die den „Schulfrieden“ an der Eichendorffschule wieder einkehren lasse.

Allerdings wird auch die Aufteilung der mit derzeit mehr als 1900 Schülern größten Schule im Main-Taunus-Kreis noch genug Arbeit verursachen. So braucht die Schule in Fischbach nicht nur einen neuen Namen, sondern auch ein eigenständiges Profil. „Dazu müssen wir jetzt im Kollegium Überlegungen anstellen“, kündigte Schulleiter Stender-Mengel an. Ebenso zu der Frage, wie lange am Gymnasialzweig unterrichtet werden soll — in Umfragen und Debatten hatten sich viele Eltern für G9 ausgesprochen.

(Torsten Weigelt)