Jugend auf den Spuren von Sokrates
vom 05.12.2012
Philosophie-Wettbewerb erstmals offen für Schüler der Klassen 5 bis 13
Philosophie ist spannend. Davon sind zumindest die Nachwuchs-Philosophen überzeugt, die am Donnerstag in Hornau geehrt wurden.
Schon Sokrates war es ein Anliegen: Junge Menschen zum Nachdenken zu bewegen, sie dazu anzuhalten, nicht alles für gegeben und selbstverständlich zu halten, das trieb der antike Philosoph bekanntlich so weit, dass er den Athenern zum Ärgernis wurde. Das Philosophie-Forum Kelkheim muss das nicht fürchten, wenn es heute auf den Spuren des Sokrates Schüler zum philosophieren anregt. Seit Jahren dient dazu ein Wettbewerb. 2011 konnte er im Rahmen des Projekts "Geist der Freiheit — Freiheit des Geistes" des Kulturforums Frankfurt Rhein-Main durchgeführt werden und war damit erstmals offen für alle Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 13 im
Rhein-Main-Gebiet.
Weg zur Freiheit
"Mein Weg zur Freiheit", lautete das Thema, zu dem die jungen Leute ihre Gedanken zu Papier bringen sollten. Statt der erhofften 100 wurden zwar nur 18 Beiträge eingereicht, wie Andreas Fornefett vom Philosophie-Forum Kelkheim feststellte, doch die hatten "ein beeindruckendes Niveau". In den Augen aller, die mitgemacht haben, hat es sich in jedem Fall gelohnt, auch wenn am Ende von den 18 Teilnehmern nur 12 als Preisträger mit Urkunde und je 100 Euro, gesponsert von der Kulturstiftung der Allianz AG, geehrt wurden.
Nicht grenzenlos
Bei der kleinen Feierstunde am Donnerstagabend in der Alten Kirche in Hornau brachten die jungen Preisträger einige ihrer bemerkenswerten Gedanken zu Gehör. "Ist Freiheit gut?" fragte etwa der erst 13-jährige Fabian Strobel aus Eschborn und begründete, warum auch Freiheit nicht grenzenlos sein kann. Für seinen Wettbewerbsbeitrag konnte er als jüngster Teilnehmer seiner Altersgruppe (13 bis 16 Jahre) einen ersten Preis entgegen nehmen. "Es hat mich gereizt, einen Text darüber zu schreiben, warum die Freiheit nicht immer das Gute ist", erklärte der junge Mann, der die Bischof-Neumann-Schule in Königstein besucht.
Verlegen machte ihn auch die Frage nicht, ob Philosophie denn in unserer Zeit noch Sinn macht und überhaupt einen Wert hat. "Philosophie hat insofern keinen Wert, weil sie keine Antworten liefert, nur Fragen. Aber ich finde, sie kann das eigene Leben verbessern", beschied der Nachwuchs-Philosoph die neugierige Reporterin. Allerdings müsse man bereit sein, die Meinung anderer zu einem Thema zu hören und gegebenenfalls seine Meinung zu revidieren. Er selbst finde das bereichernd, so der Achtklässler, der erstmals durch die Lektüre von "Sophies Welt", und aktuell durch den Altgriechisch-Unterricht mit philosophischen Themen in Berührung gekommen ist. Von der Griechisch-Lehrerin kam denn auch der Hinweis auf den Wettbewerb.
Den zweiten Platz in derselben Altersgruppe belegte Leslie Wolfrom, die die Kelkheimer Eichendorffschule besucht. Die 15-Jährige ist Schülerin der Eingangsstufe (früher Stufe 11) und schreibt in ihrer Freizeit gern Geschichten. Den Wettbewerb fand sie nicht nur wegen des Themas reizvoll. "Es war mir wichtig, dass sich jemand meine Meinung anhören will. Das ist nämlich nicht so häufig", so die Oberstufenschülerin.
Lisa Wagner macht das Trio der Preisträger bei den 13- bis 16-Jährigen komplett. Die Schülerin der Qualifizierungsstufe 1 (früher Stufe 12) an der Eichendorffschule hat vor ihrer Wettbewerbsteilnahme "nie wirklich philosophiert", nur im Geschichtsunterricht sei sie bislang damit überhaupt in Berührung gekommen. "Es macht Spaß, sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen", findet die junge Kelkheimerin, die sich Gedanken über "Freiheit in Maßen" gemacht hat. Mit Isa Berges aus Fischbach zählt noch eine vierte Schülerin aus dem Main-Taunus-Kreis zu den Preisträgern. Die 18-Jährige, die sich auf der Sankt Angela-Schule in Königstein gerade auf ihr Abitur vorbereitet, konnte bei den ältesten Teilnehmern den dritten Platz erreichen.
Ein bisschen stolz
"Man spürt hinter allen wichtigen Fragen die Philosophie", meint die junge Dame, die an ihrer Schule eine Philosophie-AG besucht. Sie finde die Auseinandersetzung damit interessant, sagt Isa Berges. In ihrer Arbeit habe sie sich damit beschäftigt, ob der Mensch "auch frei sein kann, wenn man Freiheiten aufgibt," verrät die Fischbacherin, die, wie alle anderen "schon ein bisschen stolz" war, mit ihren Ideen so viel Anerkennung zu finden.
(Barbara Schmidt)