In Kelkheim bahnt sich ein Streit um Gymnasium
und Gesamtschule an
vom 28.06.2012
Ein eigenes Gymnasium in Kelkheim neben einer Gesamtschule? Das ist im Grunde genommen der Inhalt einer Diskussion die nach Meinung der Kelkheimer CDU die Öffentlichkeit beschäftigt, die aber wohl vor einiger Zeit gerade von der CDU durch die Forderung nach einem Gymnasium in Kelkheim angestoßen wurde. Die Meinungen darüber gehen auseinander.
Jedenfalls hat der Vorstand der CDU in seiner letzten Sitzung darüber diskutiert. „Vor dem Hintergrund der wohl bevorstehenden Umwandlung der Eichendorffschule in zwei eigenständige Schulen in Fischbach und Münster werden nur noch zwei Varianten ernsthaft in der Öffentlichkeit diskutiert.
Variante 1: Die Eichendorffschule wird künftig als Gesamtschule komplett in Fischbach betrieben und es wird ein grundständiges Gymnasium in Münster eingerichtet.
Variante 2: Sowohl in Fischbach als auch in Münster werden Gesamtschulen betrieben. Fischbach könnte — den Beschluss der Schulkonferenz vorausgesetzt — G9 einführen, Münster bliebe vermutlich bei G8“ heißt es im Text. Bisherige Umfragen hätten keine eindeutigen Ergebnisse gebracht, daran werde sich kaum etwas ändern.
Der CDU-Vorsitzende Dr. Markus Bock: „Nach meiner Beobachtung gibt es allerdings unter den Eltern der Grundschulkinder einen Trend zugunsten eines Gymnasiums in Münster, während die Zustimmung der Eltern der Gesamtschüler zu dieser Lösung eher verhalten ist.“ Für ihn habe das Anliegen der Eltern kommender Schülergenerationen ein besonderes Gewicht. Aus Sicht der CDU sollte diese Lösung folgende Bausteine beinhalten: Eichendorffschule bei entsprechendem Beschluss der Schulkonferenz mit G9, - Stärkung des Haupt- und Realschulzweigs der Eichendorffschule (zum Beispiel durch ein spezielles Sportförderangebot), - Gymnasium in Münster mit besonderem Schwerpunkt (zum Beispiel technisch-wirtschaftliche Ausrichtung) sowie - verstärkter Einsatz von Schulbussen zwischen Fischbach und Münster. Diese Lösung bündele eine Vielzahl von Interessen — sowohl derjenigen Eltern, die sich einen Abschluss auf dem Gymnasialzweig einer Gesamtschule in Kelkheim wünschen, als auch der Eltern, die ihre Kinder zwecks Gymnasialbesuchs nicht in andere Städte oder Kreise reisen lassen wollen. Diese Lösung würde einen Anbau in Fischbach erforderlich machen. Erste Kostenschätzungen gehen dem Vernehmen nach von ungefähr vier Millionen Euro aus. Diese Summe wird von der CDU nicht als Pappenstiel bezeichnet. Aber viel mehr würde der Bau eines Gymnasiums in einer anderen Stadt kosten. Sollte der Kreis zu einer anderen Entscheidung kommen, werde die CDU Kelkheim diese selbstverständlich akzeptieren und nicht nachkarten. Die CDU sieht im Kreis den Bedarf nach Gymnasien. Das zeige der Sturm auf die Gymnasien in Hofheim und Schwalbach. Dr. Bock meint, dass die Entscheidung in Kelkheim völlig offen ist.
In einem offenen Brief, mit dem Eichendorfschulleiter Volker Stender-Mengel auf die Presseerklärung der CDU Kelkheim eingeht, bedauert er, dass Dr. Markus Bock bisher nicht das Gespräch mit ihm gesucht habe. „In erstaunlicher Distanz zu konkreter Schultradition sowie zu unserem derzeitigen Schulprofil entwerfen Sie nach Gutdünken und gleichsam am Reißbrett die Zukunft zweier Schulen“. Absurd sei, dass bei den Überlegungen der Schwerpunkt Musik, mit dem sich die Schule einen Namen gemacht habe, nicht aufgetaucht sei. Bemängelt wird auch, dass der Schulname, der seit vierzig Jahren in Münster verankert sei „mal schnell nach Fischbach geht“. Bei der Formulierung Schwerpunkt Sport werde übersehen, dass die räumlichen Kapazitäten schon jetzt nicht ausreichen. Stender-Mengel erwähnt, dass für ein gut funktionierendes Gymnasium mindestens 800 Schülerinnen und Schüler erforderlich seien.
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Mit Sicherheit wird der Vorstoß der CDU nicht bei allen Eltern auf offene Ohren stoßen. Hier werde, so ein Argument, einer gut funktionierenden Gesamtschule der Todesstoß versetzt, wenn der Vorstoß der CDU Erfolg haben sollte. Keine Frage, rückblickend haben die Abiturienten der Eichendorff- Schule genauso ihren Weg gemacht wie die der Gymnasien, wurden Piloten, Rechtsanwälte, Chemiker, Wissenschaftler, Banker oder hatten in anderen Berufen Erfolg. Und schon im Studium wird kein Student mehr gefragt wo der sein Abitur machte, auf einem Gymnasium oder eine Gesamtschule? Im Berufsleben noch weniger, denn hier gibt es ja kaum Universitäten wie Oxford, Cambridge, Harvard oder Yale, die für die Karriere entscheidend sein könnten. Es zählt in jedem Fall die Leistung. ph
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