Immer mit der Ruhe

logo_presse_hk  vom 31.01.2011

Schüler geraten häufig in Stresssituationen – Häufiges Symptom: Kopfschmerzen

«Stressbewältigung» war das Thema eines von der Schülervertretung der Eichendorffschule und vom Schulamt organisierten Tages. Es gab Tipps, wie Stress vermieden werden kann.

Von Melanie Taylor

Münster. Nach nur zwei Monaten hatte Natalie Frenzel ihren Führerschein in der Hand. Die 17-Jährige kann einiges erreichen, wenn sie will: Neben den Stunden in Fahrtheorie- und -praxis hat sie nicht nur den normalen Schulalltag absolviert, sondern ist regelmäßig Schwimmen gegangen, hat mit ihrer Band geprobt, war als Schulsprecherin aktiv und hat gejobbt. «Das war extrem stressig», sagt sie im Rückblick.
Die Folge war, dass sie manche Dinge einfach vergaß. Das ist nun vorbei. Die Situation hat sich normalisiert. Ihr nächstes Ziel ist es, ihren Notenschnitt zu heben. Der liegt bei neun Punkten und sei damit zwar nicht schlecht, sollte aber verbessert werden.

«Die Schule ist der größte Stressfaktor», sagt Kathrin Herzberg. Im internationalen Vergleich zeige sich, dass deutsche Schüler mehr als andere unter Schulstress leiden. Herzberg ist Psychologiestudentin im Hauptstudium, und einer ihrer Schwerpunkte ist Gesundheitspsychologie. An der Eichendorffschule hat sie jetzt maßgeblich am 4. SV-Tag mitgewirkt, der zum Thema «Stressbewältigung» von Schülervertretung (SV) und vom Schulamt organisiert wurde.

Gefühlte Katastrophe
Unterteilt in Arbeitsgruppen haben sich die Klassen- und Stufensprecher jeweils mit einer Facette des Themas beschäftigt. Was sie erfahren haben, sollen sie nun an ihre Mitschüler weitergeben.
Warum das Thema? «Weil es immer häufiger vorkommt, dass Schüler in Stresssituationen kommen», erklärt Fabian Beine, stellvertretender Schulsprecher. Der Austausch mit der Schulsozialarbeiterin habe ergeben, dass sich Schüler vermehrt über Kopfschmerzen beklagen. Und die zählen laut Herzberg zu den typischen Symptomen, die sich auf der körperlichen Ebene zeigen können.
Daneben kann sich ein Übermaß an Stress in den Gefühlen, den Gedanken und im Verhalten manifestieren. Hektik, Ängste und negative Gedanken wie: «Das schaffe ich nie!» seien mögliche Anzeichen. So kann eine Klassenarbeit bereits zur gefühlten Katastrophe werden, bevor sie überhaupt geschrieben ist.
Damit das nicht passiert, ist eine gute Planung nötig. Natalies Schwester Stefanie ist 20 Jahre alt, in der 13. Klasse und steht kurz vor dem Abitur. «Stress ist da auf jeden Fall gewährleistet», sagt sie. Und fügt hinzu: «Wenn man in der Dreizehn keinen Stress hat, macht man irgendetwas falsch.»

Mit Pufferzeiten planen
Ein Problem sieht sie einerseits darin, dass man immer mehr lernen wolle, als man es schaffe. «Ich setzte mich dann mehr selbst unter den Stress.» Andererseits komme es vor, dass sie die Arbeit vor sich herschiebe und alles andere, wie das Kaffeetrinken mit der besten Freundin, plötzlich «so wichtig» wird. Was folgt, ist ein schlechtes Gewissen. Einen Plan zu machen ist aus ihrer Sicht hilfreich. Wichtig sei jedoch, dass er genügend Pufferzeiten enthalte, so dass der Kaffee mit der Freundin drin ist und spontan mal etwas verändert werden kann.
Ob und wie sehr jemand unter Stress leidet ist Typ-Sache, meinen Natalie und Stefanie. Bei ihren Mitschülern haben sie beobachtet, dass einige bei Stress in den Pausen mehr rauchen, gereizter oder «näher am Wasser gebaut» sind.

Sich nicht niedermachen
Fabian vermutet, dass zusätzlicher Stress durch G 8 (die verkürzte Gymnasialzeit) auf die Schüler wirkt. Doch die Schule ist nur ein möglicher Faktor, wissen die Jugendlichen jetzt. Hinzu können Probleme aus anderen Lebensbereichen kommen: Wie Liebeskummer oder Streit mit Freunden.
Um Stress besser bewältigen zu können, sei es wichtig, ihn auf mehreren Wegen anzugehen und zu berücksichtigen, dass er sich auf mehreren Ebenen auswirken kann, sagt Psychologiestudentin Kathrin Herzberg. So haben sich Schüler aus der 5. und 6. Klasse mit «Kognitionen» beschäftigt. Hier geht es darum zu erkennen, wie sich Stress äußert und welche Gedanken man vorschalten kann, um ihn zu vermindern. Ein «Ich schaffe das, denn ich habe genug gelernt», ist vor der Prüfung eben sinnvoller, als sich selbst niederzumachen.

Andere Schüler haben sich mit Entspannungs- und Lerntechniken sowie Zeitmanagement befasst – Methoden, die Erkenntnisse aus der Psychologie verwenden, um das Lernen effektiver zu gestalten und negativen Stress abzubauen.

Das Fazit des SV-Tags fiel positiv aus. Kathrin Herzberg betont allerdings, dass es lediglich ein Schnupperkurs war und es sinnvoll wäre, das Wissen zur Stressbewältigung weiter zu vertiefen – bei Schülern, Lehrern und Eltern.