"Ihr seid solche Streber"
vom 28.06.2012
. . .dabei saßen die Eichendorff-Absolventen nicht ständig am Schreibtisch — sie hatten einfach gute Lernmethoden
Das Erfolgstrio der Abiturienten sieht übrigens die aktuelle Diskussion um das Gymnasium in Münster sehr kritisch. Wie auch der Schulleiter in einer aktuellen Stellungnahme.
."Ihr seid solche Streber", beschimpft Torsten Geier seine Schüler. Klar, dass der Lehrer nur einen Witz machen wollte und er eigentlich wahnsinnig stolz auf seine Realschulklasse ist. Immerhin haben nicht nur alle ihren Abschluss gemacht, sondern 17 Jugendliche sogar die Qualifizierung für das Gymnasium erreicht.
Bei den Abschlussfeiern der Eichendorffschule zeigte sich, dass wohl die meisten Schüler — egal ob Haupt-, Realschüler oder Abiturienten — zuversichtlich in die Zukunft gehen. "Ich freue mich, aber ich bin auch traurig, dass ich das Schulleben aufgeben muss", erklärt Tayfun Senol. Der 16-Jährige hat mit einem Notenschnitt von 1,2 den besten Realschulabschluss hingelegt. Die gesamte Freizeit habe er nicht vor den Büchern verbracht. Nur vor Schularbeiten und den Abschlussprüfungen, da hat er schon mal rangeklotzt: "Mein Geheimnis war, in der Nacht zu arbeiten und nicht vor 1 Uhr schlafen zu gehen", meint Tayfun verschmitzt. Die nächtliche Paukerei hat sich für den Breakdancer gelohnt. Der 16-Jährige hat auch einen Ausbildungsplatz als Bankkaufmann in Aussicht.
Ein festes Ziel im Blick hat ebenso Jasmin Schimko, die beste Absolventin im Hauptschulzweig (1,9). Die Schulzeit ist für sie noch nicht vorbei. Die 16-Jährige möchte Mediengestalterin werden und geht weiter zur Schule, um einen höheren Abschluss zu erreichen. Die Ruppertshainerin wurde zudem zur sozialsten Schülerin gewählt. Einen prima Notendurchschnitt erreichten in der SchuB-Klasse Dominik Martin (2,4), sowie in den 10. Realschulklassen Heike Hörster (1,8), Jacqueline Essig (1,8) sowie Annika Deutscher (1,7).
1,0 für Katrin Wagner
Kontinuierliches Lernen, Selbstdisziplin und trotzdem ein gelassener Umgang mit dem Lernstoff — das trifft auch auf die besten Abiturienten zu: Dabei schloss Katrin Wagner mit der Traumnote 1,0 ab. Ihr folgten Sophie Lischke, Florian Rheinschmidt, Markus Richter und Thomas Höllerhage mit 1,2. Trotz Zuversicht, vielen bereitet die Zukunft Kopfzerbrechen, erklärt Sophie Lischke. Etwa die Hälfte wisse noch nicht recht, was sie beruflich machen wolle. Sie habe zwar Spaß an Naturwissenschaften, aber der Arbeitsalltag im Labor sage ihr weniger zu: "Mein Naturell war es immer, etwas mit anderen zu machen und zu organisieren." Jetzt will es die 19-Jährige mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium probieren.
Gespannt auf das Studentenleben mit eigener Bude ist Thomas Höllerhage. Der 19-Jährige möchte Chemie studieren. Genauso geht es der angehenden Jura-Studentin Katrin Wagner. Tag und Nacht gepaukt hat auch sie nicht: "Nee, ich war nicht immer nur zu Hause an meinem Schreibtisch." Dennoch habe sie viel Disziplin und Ausdauer an den Tag gelegt, um Schule, das Volleyballtraining, ihr Pferd Bailey und die Kommunalpolitik — sie sitzt für die SPD im Parlament — unter einen Hut zu bekommen.
Die aktuelle Diskussion um das mögliche Gymnasium in Münster sehen die Drei übrigens kritisch: "Unsere Schule funktioniert super gut, und es wäre einfach falsch, die Haupt- und Realschüler nach Fischbach abzuschieben", ist Wagner überzeugt. Auf einem Gymnasium würde faktisch nichts anderes gelehrt als im gymnasialen Zweig. Ähnlich sehen es Lischke und Höllerhage, die finden, dass sich die Schule damit abgrenze. "So auf Elite" tun, das fände er einfach nicht so gut, meint Höllerhage.
"Lasst die EDS in Ruhe"
Gestern Abend meldete sich Rektor Volker Stender-Mengel übrigens noch mal zu Wort. Seine klare Botschaft: "Lasst die Eichendorffschule einfach in Ruhe." Ein Gymnasium fehle hier "wirklich nicht".