Gymnasialzweig in Fischbach bleibt

logo_presse_hk vom 16.03.2012

Schuldezernent gibt Bekenntnis für Standort — Elternvertreter sprechen sich auch für reines Gymnasium in Münster aus

Der runde Tisch brachte deutliche Tendenzen — das letzte Wort hat aber der Kreistag.

Wenn die Eltern diese Nachricht lesen, werden sie aufatmen: "Die Alternative, dass in Fischbach nur eine Haupt- und Realschule bleibt, ist vom Tisch", formuliert es Kreis-Schuldezernent Wolfgang Kollmeier im Gespräch mit dem Kreisblatt klar und deutlich. Ein Gymnasialzweig im Stadtteil werde auf lange Sicht erhalten. Damit wolle der Kreis auf den deutlichen Wunsch der Eltern "Rücksicht nehmen". Der Dezernent reagiert mit dieser Botschaft auch auf die vielfältigen Aktivitäten für den Erhalt des gymnasialen Angebots — von Umfragen bis zur Diskussionsrunde. Ihre Wünsche hatten die Elternvertreter am Mittwochabend bei einem runden Tisch zur Schulsituation erneut deutlich gemacht.

Die Trennung kommt

Kollmeier wird außerdem den politischen Kreis-Gremien die Trennung der Eichendorffschule (EDS) in zwei Standorte in Fischbach und Münster vorschlagen, wobei Fischbach eine Kooperative Gesamtschule (KGS) bleiben soll. Dies hält er im Kreistag für "möglicherweise mehrheitsfähig". Die Zukunft von Münster ist dagegen noch offen — sowohl die KGS als auch das eigenständige Gymnasium seien im Rennen, betont Kollmeier. Es gebe viele Stimmen, dort alles so zu belassen, wie es ist. Aber auch "eine nicht zu vernachlässigende Gruppe", die ein reines Gymnasium wünsche.

Das sehen die Elternvertreter der EDS und der Kelkheimer Grundschulen ähnlich, wobei sie noch die neunjährige Gymnasialzeit (G 9) deutlich ins Spiel bringen. Für sie ergibt sich nach der Auswertung der Umfragen eine "einmütige" Forderung: "Wir wollen eine kooperative Gesamtschule mit G 9 in Fischbach und einem grundständigen Gymnasium in Münster." Nur bei dieser Variante ließen sich die unterschiedlichsten Interessen verwirklichen. Ein sportlich orientiertes Schulprofil, das unter anderem von 76 Prozent der Haupt und Realschüler gewünscht ist, könne an nur einem Standort leichter verwirklicht werden. "An einer Gesamtschule mit G 9 wäre die Durchlässigkeit der Schulzweige zwischen G- und R-Zweig wieder gegeben. So wären Maßnahmen denkbar, die Haupt- und Realschule zu stärken und gleichzeitig das große Interesse der Gymnasialeltern an G 9 zu befriedigen", sind die Elternvertreter überzeugt. "Mit einem grundständigen Gymnasium in Münster wäre der Wunsch vieler Eltern nach dieser Schulform unabhängig von den Privatschulen erfüllt." Fischbach könnte als alleiniger Standort für die Gesamtschule leichter ein eigenes Profil entwickeln.

Getrennte Auswertung

Der Gruppe war es wichtig, "die Meinung der Eltern an unseren Schulen zu repräsentieren". Daher gab es an den Grundschulen Umfragen. An der EDS wird aktuell eine ähnliche Befragung konzipiert. "Aus den Zahlen wurde deutlich, dass die Auswahl der Schule und der Schulform sowie die Wohnortnähe für einen überwältigend großen Teil der Eltern sehr wichtig ist", fassen die Beiräte zusammen. Die Aussagen wurden getrennt ausgewertet. Die "Haupt- und Realschuleltern" lehnen eine reine Haupt- und Realschule ebenso wie eine KGS mit G 8 mit deutlicher Mehrheit ab, könnten sich aber eine KGS mit G 9 gut vorstellen. Bei den "Gymnasialeltern" gab es am reinen Gymnasium und an der KGS mit G 9 sehr großes Interesse, während die Gesamtschule mit G 8 eher kritisch gesehen wurde. Die Eltern begrüßen Kollmeiers Zusage, nach ihren Argumenten den Gymnasialzweig Fischbach zu erhalten — damit werde die zugesagte Elternbeteiligung erfüllt. Nun sei es Sache des Dezernenten und der politischen Gremien, "die Bedeutung eines guten Bildungsangebots für den Raum Kelkheim/Liederbach Realität werden zu lassen und eine Finanzierung zu ermöglichen".

Kollmeier machte gegenüber den Eltern übrigens noch deutlich, dass er einen Schulverbund der beiden dann getrennten Standorte anstrebt. Damit sollen die Fischbacher Schüler bevorzugt an der weiterhin in Münster beheimateten Gymnasialen Oberstufe aufgenommen werden. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass es in Fischbach mit neuen Haupt- und Realschülern künftig eng werden könnte, sollte Münster ein reines Gymnasium bekommen. Wichtig ist ihm, dass die Nicht-Gymnsiasten ebenfalls "zu ihrem Recht kommen". Das alles werde jetzt geprüft. "Schnellschüsse" will Kollmeier zwar nicht, aber ebenso wie die Eltern eine rasche Entscheidung. Bis zum Jahresende muss der Schulentwicklungsplan für die nächsten fünf Jahre stehen.

EDS-Schulleiter Volker Stender-Mengel atmet mit Blick auf Fischbach auf. "Das war ein ganz breiter Elternwunsch, das wird nun allen gerecht", sagt er zum Gymnasial-Erhalt. Die Trennung sei ohnehin angedacht worden, das deutliche "Ja" zur kooperativen Gesamtschule in Fischbach habe er nun erstmals beim runden Tisch von Kollmeier gehört. Stender-Mengel plädiert in der offenen Frage aber dafür, "dass es in Münster sinnvollerweise so weitergeht wie bisher". Eine andere Lösung sei mit "vielen Unwägbarkeiten und Kosten" verbunden.

(wein)