Frieden statt Grabenkampf

logo_presse_hk vom 04.07.2012

Die Eichendorffschule behält ihre bisherige Schulform - CDU-Chef lenkt ein

Der Schuldezernent des Kreises, Wolfgang Kollmeier, verkündete gestern, dass es künftig zwei kooperative Gesamtschulen in Kelkheim geben wird. Mit der frühzeitigen Entscheidung will man Schülern und Eltern Planungssicherheit geben. Auch die Koalitionäre sprachen sich für die Lösung aus.

Von Hans Schrönghammer

Die Idee eines grundständigen Gymnasiums in Kelkheim ist vom Tisch, die Eichendorff-Gesamtschule wird nicht ihre Schulform ändern. Künftig wird es zwei getrennte kooperative Gesamtschulen geben, eine in Fischbach und die in Münster. Vor der Presse informierte Schuldezernent Wolfgang Kollmeier (CDU) über die Entscheidung, die auch dem Schulfrieden diene. Zwar wird erst im Dezember im Kreistag über den Schulentwicklungsplan abgestimmt, doch ist ein entsprechendes Ergebnis zu erwarten.

Richtungsstreit beendet

Auch die Koalitionäre aus CDU, FDP und FWG sprachen sich für die Lösung aus, womit nicht nur frühzeitig eine Perspektive beziehungsweise Sicherheit für die Eltern gegeben ist, sondern ebenfalls die Querelen und der Richtungsstreit auch innerhalb der CDU beendet sein sollten.

Die Teilung der Eichendorffschule mit gleicher Schulform bedarf noch der Ausgestaltung im Detail. In Fischbach soll es nach wie vor keine gymnasiale Oberstufe geben, doch wird im Rahmen eines "Schul-Verbundes" geregelt, dass die Schüler des Gymnasialzweiges in Fischbach in die Oberstufe nach Münster wechseln dürfen.

Neuer Name

Die Schule in Münster soll ihren Namen behalten, für Fischbach muss ein neuer Name gefunden werden. Unter dem Strich läuft das darauf hinaus, dass die Eltern, die ihre Kinder in die Fischbacher Schule schicken, diese nach neun Jahren (G 9) ihr Abitur machen lassen, während in Münster es beim Abitur in acht Jahren (G 8) bleiben soll. Dies auch schon mit Blick auf die benachbarte Eppsteiner Stein-Schule, die zu G 9 zurückkehrt.

Nicht unterschlagen werden darf, dass die jetzige Lösung auch unter finanziellem Druck zustande kam. Hätte man sich für ein reines Gymnasium in Münster entschieden, hätte Fischbach Haupt- und Realschüler aus Münster aufnehmen müssen, mit der Konsequenz einer entsprechenden baulichen Erweiterung, die auf vier Millionen Euro taxiert wurde. Kollmeier: "Angesichts der angespannten Haushaltslage des Kreises ist dies nicht zu rechtfertigen." Unter solchen Zwängen verabschiedeten sich auch die Teile der Union vom reinen Gymnasium, die sich bisher dafür mächtig ins Zeug gelegt hatten. Wie zu hören war, konnte der CDU-Vorsitzende Dr. Markus Bock Anfang dieser Woche allerdings nur mühsam zur Räson gebracht werden. Sein Parteifreund, der Kelkheimer Bürgermeister Thomas Horn, war hingegen sichtlich erfreut und hofft nun auf Ruhe an der Schulfront. Angesichts dringend notwendiger Sanierungen bestehender Schulbauten in Kelkheim sei in der Tat ein Neubau nicht zu vermitteln gewesen. Wie berichtet, hatte sich auch Schulleiter Volker Stender-Mengel für den Erhalt der kooperativen Gesamtschule in Münster eingesetzt.

Gerhard Lehner, CDU-Fraktionschef im Kreistag, bezeichnete ein reines Gymnasium nach wie vor als "wünschenswert", auch die Koalition habe das in ihrem Vertrag so angedacht, wollte das Scheitern überdies keineswegs an den zusätzlich benötigten vier Millionen Euro festmachen. Lehner weiter: "Der Elternwille für ein Gymnasium war aber nicht so eindeutig, wie ich mir das gewünscht hätte." Neue Überlegungen für die Zukunft — in fünf Jahren gibt es einen neuen Schulentwicklungsplan — mochte Lehner nicht ausschließen. Nach seiner offensiven Strategie in den vergangenen Wochen für ein reines Gymnasium gab sich Bock vor der Presse nun sehr moderat. Auch er bezog sich auf den "uneinheitlichen Elternwillen" und fuhr fort: "Da wäre es nicht vertretbar, eine gut funktionierende Schule in Frage zu stellen." Bock einsichtig: "Eine Umwandlung jetzt wäre nicht realistisch." In den Augen Bocks verlief die Diskussion am Ende "zu schrill" und Horn fügte — wenn auch aus anderem Blickwinkel — hinzu: "In der Schulpolitik ist weniger oft mehr." Und der Vorwurf von Albrecht Kündiger, Fraktionschef der Grünen im Kreistag, "die CDU fährt eine florierende Schule an die Wand," ist nun ebenfalls hinfällig.

Pikante Konstellation

Pikant: Zur Pressekonferenz im Kreishaus hatte Schuldezernent Kollmeier seine Parteifreunde Lehner, Horn und Bock geladen, dazu die Koalitionäre Angelika Munck (FWG) und Dirk Westedt (FDP), eine fürwahr einmalige Konstellation

Noch ein paar Zahlen: Der Exodus von Schülern aus dem Main-Taunus-Kreis stagniert oder hat sich verringert. Laut Amtsleiter Simon Schobes kehrten im Schuljahr 2003/2004 genau 449 Schüler dem MTK den Rücken, im Schuljahr 2011/2012 waren es noch 420 Schüler. Das Interesse an der Königsteiner Neumann-Schule ließ im gleichen Zeitraum ganz erheblich nach, reduzierte sich von 130 auf 83. Das Interesse am privaten Richter-Gymnasium in Kelkheim verdoppelte sich dagegen von 119 auf 221 Schüler.

Die Hauptschule in Münster besuchen zurzeit 70 Schüler, in Fischbach gibt es dagegen nur 13, die künftig ebenfalls nach Münster gehen sollen. Alles in allem versorgt der Standort Münster 1366 Schüler, Fischbach 552. Rechnet man die Zahlen zusammen, dann ist dies die größte Schule im Kreis. Und die Qualität der Gymnasialen Oberstufe an der Eichendorffschule sei allemal vergleichbar mit dem Niveau am Schwalbacher Einstein-Gymnasium und dem Main-Taunus-Gymnasium in Hofheim. Und eines mochte Wolfgang Kollmeier noch einmal festhalten: "Im Main-Taunus-Kreis gibt es genügend Plätze für einen gymnasialen Bildungsgang."