Früher Sechs, heute Eins
vom 18.06.2011
Stattliche Spende hilft Schülern, ihre Leistungen deutlich zu steigern
30 000 Dollar hat die Kelkheimer Firma Alcoa für das Projekt "I want and can" investiert.
Vokabeln pauken am Samstag, Matheunterricht am Sonntag, und selbst die Ferien sind keine schulfreie Zeit. "Iwac" — ein Gemeinschaftsprojekt für Eichendorff-Schüler mit besonderem Förderbedarf — forderte dieses Engagement von den Teilnehmern und belohnte sie dafür mit einem guten Schulabschluss.
Bei der Unterstützung von Schülern müsse ein Mittelmaß gefunden werden, findet Axel Vandeputte. Es dürften weder nur überaus begabte, noch besonders benachteiligte Kinder gefördert werden, so die Meinung des Geschäftsführers von Alcoa Fastening Systems in Kelkheim. 2007 hatte sich das Unternehmen mit 15 000 US-Dollar an der Neugestaltung des Schulgartens der Eichendorffschule Münster engagiert. Im Herbst 2010 war Alcoa mit einem neuen Projekt präsent. Diesmal wollte die Firma mit 30 000 US-Dollar (21 000 Euro) Jugendliche unterstützen, die den Schulalltag nicht aus eigener Kraft meistern können. "Das ist was anderes als klassische Nachhilfe", erklärt Schulleiter Volker Stender-Mengel. Seinen Namen erhielt die Initiative von den Schülern. "IWAC" steht für "I will and can . . ." (Ich will und kann . . . ). Und in den vergangenen Wochen haben die Projektabsolventen ihr eigenes Motto entwickelt: "Man muss es nur wollen, dann klappt es auch."
Aylin wollte eine Ausbildung zur Anwaltsgehilfen machen. Das Projekt habe jedoch ihr Interesse für Zahlen geweckt. In der kurzen Zeit hat sie sich von einer fünf auf die Note zwei hochgearbeitet und findet: "Mathe ist gar nicht so schwer." Nun wird sie eine Lehre zur Bankkauffrau beginnen. Sofia dagegen wurde in ihrem Wunsch gestärkt, sich im medizinischen Bereich zu engagieren.
"Wir schaffen’s nicht"
20 Schüler der neunten und zehnten Klassen wurden in das Projekt aufgenommen. "Es war vorher nicht klar, ob sie den Sprung auf die weiterführende Schule schaffen werden", blickt Aspe Rosenberg zurück. "Alleine hätten sie die Voraussetzungen nicht erfüllt", so die Schulsozialarbeiterin. Vor einem Dreivierteljahr hätten die Schüler noch große Bedenken gehabt, kennt Theresia Kern, Leiterin der Hausaufgabenbetreuung, die Befürchtungen. "Wir schaffen’s nicht", sei ein viel gehörter Satz gewesen.
In Seminaren und Workshops haben die Schüler gelernt, ihre Wünsche, Stärken und Motivationen zu entdecken. Sie haben Ziele formuliert und an ihrer Berufsfindung gearbeitet. Zudem bereiteten sie sich auf die Abschlussprüfungen vor, absolvierten ein Präsentations- und Konzentrationstraining und einen Kurs zum Thema Zeitmanagement. Der Erfolg spricht für sich. "Wo jetzt eins und zwei steht, ständen sonst vier, fünf oder sechs", freute sich Sofia. "Das Ergebnis wäre vor einem halben Jahr unvorstellbar gewesen", zeigte sich auch Schulleiter Stender-Mengel begeistert. Außerdem hätten die Schüler mehr gelernt, als für die Abschlussprüfungen notwendig gewesen sei.
Doch nicht nur die Schüler haben viel gelernt. Auch die Schulsozialarbeiterin hat sich manches abgucken können. So wird nach den Sommerferien beispielsweise das Konzept der Hausaufgabenbetreuung umgekrempelt, kündigte Aspe Rosenberg an. "Wir haben viel gelernt", bestätigt auch der Schulleiter. Er werde mit seinem Team darüber nachdenken, wie Schule in Zukunft funktioniert.
Ein Ziel des Projekts sei es gewesen, das Interesse der Schüler am Lernen zu wecken, erklärt Vandeputte. Auch dies scheint gelungen. "Motivation ist da — nicht gespielt, sondern echt", sagt der Alcoa-Geschäftsführer. Mit dem Ende des Schuljahrs läuft die Unterstützung durch das Unternehmen aus. Doch die Eichendorffschule wird in Zukunft auf die iWac-Erfahrungen und die neuen Materialien wie Beamer oder Laptops zurückgreifen.
(slk)