Eine zeitlose Inszenierung

logo_presse_hk  vom  07.09.2010

Die Proben fürs neue Stück „Kabale und Liebe“ der Eichendorffschule laufen auf Hochtouren

Unter der Regie von Brigitte Hofmeister-Zey proben die jungen Leute seit Ostern. Am Samstag ist große Premiere.

Kelkheim. Hinter den Glastüren der Eichendorffschule sind schemenhaft fremde Gestalten zu erkennen. Es sind zwei junge Männer, die, blass geschminkt und in der Kleidung längst vergangener Zeiten, durch die Aula wandeln. Ein Moment, der einem Tagtraum gleicht. Doch in Wahrheit ist es lediglich der erste Probentag in Kostümen für die Schüler der Theater-AG, die kurz vor ihrer Premiere von «Kabale und Liebe» stehen. Und es sind Ferdinand alias Maximilian Rübner und Wurm – Sekretär Wurm – alias Dennis Blatt, die sich noch mal kurz vor der Tür die Beine vertreten. Heute soll das Stück zum ersten Mal in einem Durchgang gespielt werden, mit Kulisse und Musik. Nur das Licht fehlt.

Von Falten und Schminke
Der Beginn dieser Probe verzögert sich etwas. Denn das Schminken braucht seine Zeit. Und die maßgeschneiderten Kostüme haben teilweise noch ihre Tücken. So schlagen etwa die weißen Kniestrümpfe bei einem der jungen Schauspieler unaufhörlich Falten. Ein Detail, das den Zuschauer im ungünstigsten Fall ablenken könnte von dem eigentlichen Geschehen der Handlung. Noch ist die allgemeine Stimmung in den beiden Räumen, die zum Umziehen und Schminken genutzt werden, relativ entspannt. Die Schüler, die bereits fertig sind, warten auf ihren Einsatz oder helfen hier und da. Die anderen bereiten sich noch konzentriert und mit Sorgfalt vor.

Auch Maximilian und Dennis sind zurück und warten geduldig. Etwas Aufregung und Nervosität kocht bei ihnen jetzt aber doch hoch. Seit Ostern, dem Beginn der Proben, haben sie viel Zeit, Arbeit und Leidenschaft investiert. Warum sie sich so engagieren? «Wir sind Masochisten», sagt Dennis scherzhaft. Beide haben Erfahrung auf der Bühne gesammelt und lieben es, in andere Rollen zu schlüpfen. «Wir werden so ein bisschen selbst zu der Person», erklärt Maximilian. «Erst wenn man das Kostüm anhat, füllt man die Rolle richtig aus», meint Dennis. «Um zu zeigen, was zeitlos an dem Stück ist», hat Brigitte Hofmeister-Zey das Drama von Schiller in zeitgenössischer Kostümierung inszeniert.

Aktuelle Konflikte
Sie möchte mit dieser bewusst geschaffenen Differenz darauf hinweisen, welche Konflikte in «Kabale und Liebe» immer noch aktuell sind. So lasse Ferdinand seiner Luise keinen Raum – er habe eben eine eigene Vorstellung, wie Liebe zu sein hat. Und auch der Vater halte zu sehr an Luise fest, weil er sie nicht loslassen könne, erläutert die Regisseurin.
Eine zentrale Rolle für die Inszenierung spielt die Musik, die von Martin Eichler komponiert wurde. Er orientiert sich an der Filmmusik und möchte mit ihr die passende Stimmung transportieren und so die Schauspieler unterstützen, was beim Laientheater wichtig sei. Als die Probe beginnt, scheinen alle erleichtert. Schließlich ist dies auch der «Anfang vom Ende» und der Weg nicht mehr weit bis zum ersehnten Publikumsapplaus.
«Kabale und Liebe» feiert am Samstag, 11. September, Premiere in der Schule, Lorsbacher Straße 28. Weitere Termine: 14., 17., 21., 25., 28. September und 1. Oktober - um 19.30 Uhr. Ein Familientermin ist Sonntag, 19. September, 16 Uhr. Karten gibt es unter 01 77/5 25 23 43, (0 69) 5 48 58 19 oder theater@eichendorffschule.net zum Preis von 10 Euro (Schüler und Studenten 6 Euro, Gruppen 5 Euro pro Person). Tay



AUF EIN WORT «Wir haben unser Niveau immer gehalten»

Seit 30 Jahren macht Brigitte Hofmeister-Zey Theater an der Eichendorffschule. HK-Mitarbeiterin Melanie Taylor hat sich mit ihr unterhalten.
Welche Stücke, welche Erfahrungen sind Ihnen in besonderer Erinnerung?

BRIGITTE HOFMEISTER-ZEY: Ich habe bis auf zwei Ausnahmen – «Die Hexenjagd» und «Thomas Beckett» – nur klassische Stücke gemacht: Schiller, Shakespeare, Goethe, Lessing, Goldoni. Und alle sind bei mir in Erinnerung geblieben. Berührt haben mich alle. Ich wähle jedes Mal ein neues Stück. Deswegen ist es immer ganz neu und intensiv. Es geht nur so, wie wir es machen, wenn man ganz intensiv einsteigt. Wenn ich mich nicht berühren lasse, dann ist das Stück nicht auf dem selben Niveau. Aber wir haben es geschafft, in 30 Jahren immer das gleiche Niveau zu halten. Deshalb konnten wir uns auch ein Stammpublikum erarbeiten.

Was können Sie den Schülern mit dem freiwilligen Angebot mit auf den schulischen und beruflichen Weg geben?

HOFMEISTER-ZEY: Dass man außerordentlich viel investieren muss, wenn man etwas Außerordentliches machen will.

Wird man in drei Jahrzehnten nicht auch mal theatermüde?

HOFMEISTER-ZEY: Nein. Solange ich es gesundheitlich kann, mache ich weiter. Vielleicht zehn Jahre . . .

Gibt es ein Stück, von dem Sie sagen: Das muss es das nächste Mal sein?

HOFMEISTER-ZEY: Nein, meine Stücke muss ich danach auswählen, welche Schüler in der Theater-AG mitmachen. Und das wird jetzt mit klassischen Stücken schwieriger, weil die Schüler bereits nach zwölf Jahren Abitur machen und damit noch jünger sind. Oft bleiben die jungen Leute zwar noch nach ihrem Schulabschluss dabei, aber es wird wohl trotzdem schwieriger, die Stücke zu besetzen. Ich versuche immer, Stücke auszuwählen, die die Schüler nachfühlen können und verstehen, was da passiert. Ich würde etwa niemals den «Besuch der Alten Dame» machen. Ich habe vor, wenn ich die Leute dazu habe, das «Kätchen von Heilbronn» zu inszenieren – ganz anders, mit Videoeinlagen. Wir versuchen eben jedes Mal, neue Akzente zu setzen.