Ein Mitglied des "British Empire"

logo_presse_hk vom 28.09.2012

High Wycombes Bürgermeister setzt sich fürs Zusammenleben der Kulturen ein – und lädt Kelkheimer Kinder ein

Der von der Queen ausgezeichnete Mayor Chauhdry Shafique aus England ist zu Besuch in der Möbelstadt.

Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen Kelkheim und seiner britischen Partnerstadt High Wycombe: Unter anderem sind beide Orte bekannt für ihre Möbelindustrie und von den Einwohnern geschätzt für ihre Wohnlage im Grünen. Kein Wunder, dass beide Städte seit mittlerweile 26 Jahren eine intensive Partnerschaft pflegen. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Bestehen der Beziehungen zu Saint-Fons, Kelkheims Partner in Frankreich, ist nun Chauhdry Shafique zu Gast.

Shafique ist High Wycombes Mayor, zu Deutsch Bürgermeister. Allerdings sind die beiden Ämter nicht wirklich zu vergleichen. Ein britischer Mayor wird nur für ein Jahr gewählt und ist in dieser Zeit ehrenamtlich tätig. "Es ist eine fantastische Ehre, die nur Wenigen zuteil wird", sagt Shafique, der im Mai das Amt antrat.

Als Mayor sei man "The First Citizen", also der "erste Bürger" einer Stadt. Daher ist das Amt auch mehr repräsentativ denn politisch geprägt. Die Eröffnung von Kindergärten und die Einweihung öffentlicher Einrichtungen gehören zum Beispiel zum Tätigkeitsfeld Shafiques. "Es ist eine tolle Möglichkeit, viele unterschiedliche Menschen zu treffen, sei es aus der Wirtschaft, aus Wohltätigkeitsvereinen oder aus dem Privatleben. Eine besondere Freude war es dem Abgeordneten der Labour-Partei, vor kurzem Ehrengast bei High Wycombes ältester Bürgerin zu sein und ihr zum 100. Geburtstag zu gratulieren. Erneut gewählt werden kann Shafique nicht, das Amt ist auf ein Jahr begrenzt. Ein Fakt, dem der gebürtige Pakistaner mit gemischten Gefühlen entgegenblickt: "Ich weiß zwar, dass ich durch die Ernennung zum Mayor äußerst privilegiert bin. Aber das Amt hält mich permanent beschäftigt und lässt mir nur wenig Zeit für die Familie." Seine vier Kinder hätten sich schon bei ihm beschwert, dass sie ihn gar nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Für gute Beschäftigung ist auch während Shafiques erstem Kelkheim-Besuch gesorgt. Schon am Donnerstag nach der Ankunft am Frankfurter Flughafen war das Programm, zusammengestellt von Klaus Fischer, gewaltig. Zunächst wurde die Seniorenresidenz am Marktplatz besucht, danach war man zu Gast beim Englisch-Leistungskurs an der Eichendorfschule. Dazwischen gab es Gelegenheit, in der Stadtbibliothek die englischsprachige Abteilung des gemeinnützigen Vereins "Alphabet" zu besichtigen.

Bilingualität ist auch in High Wycombe ein großes Thema. Die Stadt bietet zahlreiche Austauschprogramme an und auch eine Zusammenarbeit mit "Alphabet" kann sich Shafique zukünftig vorstellen. "Wenn englischsprachige Kinder aus Deutschland zu uns kommen könnten, wäre das natürlich eine tolle Gelegenheit, die Sprache — aber auch die Kultur — besser kennenzulernen."

Generell ist Shafique der Austausch der Kulturen wichtig. Umso stolzer ist er auf das Zusammenleben der Einheimischen und immigrierten Bürger High Wycombes. Die Stadt und ihre knapp 80 000 Einwohner sähen sich als "One Community" — eine Gemeinschaft. Dabei spiele weder Religion, Herkunft noch Hautfarbe eine Rolle. "Wir können alle so viel voneinander lernen", so Shafique, "und unseren Alltag gegenseitig bereichern, ob durch Kunst, Kultur oder einfach hervorragende ausländischer Küche". Für seine außerordentlichen Dienste an der Öffentlichkeit und der Gemeinde wurde der Vorsitzende des Rates für christlich-moslemische Zusammenarbeit im vergangenen Jahr ausgezeichnet: Im Rahmen ihrer Geburtstagsfeierlichkeiten ernannte die Queen höchstselbst Shafique zum "Member oft the British Empire". "Ein Titel, den ich im Gegensatz zum Mayor ein Leben lang tragen darf", so Shafique stolz.

(Robin Kunze)