Die Eltern haben das Schul-Wort
vom 28.02.2012
Mindestens drei Umfragen wollen das Meinungsbild ergründen — jetzt hat auch die EDS eine große Initiative gestartet
Die Tendenz zum Erhalt des gymnasialen Angebots wird hier ebenso deutlich wie eine Rückkehr zu G 9.
Bei der Diskussionsveranstaltung am Sonntagabend waren die Eltern der Fischbacher Schüler in der Überzahl. Wohin ihre Reise geht, wurde schnell deutlich: Ein gymnasiales Angebot im Stadtteil muss bleiben, zudem besteht ein starker Wunsch nach G 9. Doch ist das auch das Interesse der Eltern in den anderen Stadtteilen? Dieser Frage geht nun der Elternbeirat der Eichendorffschule (EDS) auf den Grund. An einer Umfrage im Internet können sich alle Eltern der Kelkheimer und Liederbacher Grundschüler beteiligen. Sie können dabei Angaben zu den Kriterien ihrer Schulwahl samt der Thematik um G 8 und G 9 machen.
Die von der Elternbeiratsvorsitzenden Martina Lenz und ihrem Team initiierte Befragung reiht sich ein in eine Serie von Aktivitäten, um ein Meinungsbild zur Schullandschaft in der Möbelstadt zu bekommen. Mindestens drei Umfragen sind im Umlauf oder abgeschlossen, eine vierte könnte an der EDS-Gesamtschule folgen, wie Martina Lenz ankündigt. Zum Teil liegen die Ergebnisse vor, zum Teil wollen die Initiatoren weitere Gespräche — wie etwa das große Treffen am 14. März im Kreishaus — abwarten, bevor sie Details nennen.
80 und 90 Prozent
Den Anfang bei den Befragungen haben die Fischbacher bereits im vergangenen Jahr gemacht. Sabine Conrad hat eine private Initiative gestartet, sich in Kindergärten in Fischbach, Hornau und Ruppertshain sowie der Grundschule Fischbach umgehört. 172 Bögen hat sie zurückerhalten — mit einem klaren Votum: Fast 80 Prozent der Eltern sprechen sich für ein gymnasiales Angebot in Fischbach mit G 9 aus, knapp 11 Prozent wollen bei G 8 bleiben. Der Rest gab nur Tendenzen an. Zudem hat Conrad Musterbriefe an den Landrat beigefügt, in denen die Eltern für den Gymnasialzweig-Erhalt votieren konnten.
Ebenfalls Ende 2011 wurde der Elternbeirat der Albert-von-Reinach-Grundschule in Fischbach aktiv. Hier gab es gleich zwei Umfragen: Zunächst votierten über 90 Prozent der Eltern dafür, dass ein gymnasiales Angebot im Stadtteil verbleiben soll. Und der Elternbeirat möge auf eine "schnelle Entscheidung" drängen, berichtet die Stellvertretende Vorsitzende Monika Winter. In einem zweiten Durchlauf wurde ein großer Wunsch nach G 9 in Fischbach geäußert — Details dazu wolle sie vor weiteren Gesprächen nicht nennen, sagt Monika Winter. Allerdings hätten mehr als die Hälfte der Eltern von über 200 Schülern geantwortet, ist sie mit dem Rücklauf zufrieden.
EDS-Aktion bis 4. März
In diesem Punkt gibt es bei der aktuellen EDS-Umfrage an den Grundschulen noch Steigerungspotenzial. An den Sindlinger Wiesen hat schon die Hälfte mitgemacht, an der Liederbachschule beträgt der Rücklauf knapp 30 Prozent, gefolgt von der Hornauer Gagern- (27), der Kelkheimer Pestalozzi- (26) sowie der Rossertschule in Ruppertshain/Eppenhain (15 Prozent). Allerdings werden Antworten noch bis zum 4. März angenommen, betont Martina Lenz. Heute Abend tritt der Schulelternbeirat der EDS zusammen, dann will sie Tendenzen nennen. Dass der Trend auch hier zu G 9 geht, dementiert sie allerdings nicht. Die Umfrage sei neutral gehalten, um keine Richtung vorzugeben. Eine weitere Befragung direkt an der Gesamtschule in Münster hält sie für durchaus möglich. Dass es eine solche Initiative bereits an der Fischbacher EDS geben soll, ist der Beiratsvorsitzenden nicht bekannt.
Mehr Gewicht
Mehrere Umfragen zur Schulsituation in Kelkheim — kommen sich die Initiatoren da nicht ins Gehege? Die Ansichten sind unterschiedlich. Dass die Reinach-Schule ebenfalls in Fischbach aktiv war, findet Sabine Conrad gut, "denn die gesammelten Stimmen der Grundschulelternschaft haben im Schuldezernat mehr Gewicht als eine kleine Privatinitiative". Die Elternbeirätin in einer Fischbacher Kita freut sich, "dass die Eltern befragt werden, denn zuvor schien man geneigt, die Schulform über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden". Sie hoffe nun, dass die Familien auch Gehör im Kreishaus finden, "und nicht die persönlichen Vorlieben der Kreistagsabgeordneten den Ausschlag geben".
Sie verstehe die Nervosität der Menschen gerade in Fischbach, sagt wiederum Monika Winter — und eine Umfrage liege im Zeitgeist. Die Grundschul-Aktion sei mit Sabine Conrads Privatinitiative nicht zu vergleichen: "Beides existiert nebeneinander." Dass die EDS nun übergreifend aktiv geworden ist, sei "an der Zeit" gewesen. Die Fischbacher Daten sollen hier zur Verfügung gestellt werden. Unter anderem deshalb beteiligt sich die Reinach-Schule nicht an der EDS-Umfrage. "Wir wollen sie aber nicht blockieren", betont Winter.
Martina Lenz hätte sich dagegen schon vergleichbare Daten aus einer Befragung gewünscht. Für die künftigen Aktivitäten ist ihr wichtig, dass die Eltern sich abstimmen und letztlich mit einer Stimme sprechen. Insgesamt findet sie es "schade, dass da so eine Unruhe entsteht". Ruhiger wird es in den nächsten Tagen wohl nicht: Gestern hat das Parlament über eine Podiumsdiskussion zum Thema abgestimmt, heute tagt der EDS-Elternbeirat, und am 14. März kommt die große Kelkheimer Schul-Runde mit dem Kreis zusammen.
(wein)