Das kleine Europa vor der Haustür
vom 05.11.2011
Vielfältige Aktivitäten in Kelkheim
Das Thema ist derzeit omnipräsent – also wollte auch die Möbelstadt nicht nachstehen.
Sich der Europäischen Union (EU) zu entziehen, bedarf dieser Tage einiger Anstrengung. Auch in Kelkheim bleibt das Thema nicht unangetastet. In Kooperation mit der Europa-Union veranstaltete die Stadt einen von Beate Matuschek moderierten Europa-Abend und zeigte auf, welche Aktivitäten in ihrer Stadt zu einer europäischen Identität beitragen.
"Manche Leute hätten sich unter Europa etwas Anderes vorstellen können", sagte der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Thomas Mann (CDU), über die Skeptiker. Aus seiner Sicht sei es ein Risiko, Europa nicht zu mögen. Daher sei es wichtig, sich für "mehr Europa" einzusetzen. "Man muss Demokratie so durchsetzen, dass Menschen sie mittragen", forderte er. Die Bürger müssten mehr beteiligt werden.
Kelkheim befindet sich bereits auf einem guten Weg. "Europa ist omnipräsent in der großen Politik", fasste Bürgermeister Thomas Horn (CDU) die aktuellen Ereignisse zusammen. "Ich kann Ihnen Europa im Kleinen bieten." Als Beispiele für Kelkheims Beitrag nannte Horn die Verschwisterung mit High Wycombe (England) und Saint-Fons (Frankreich). Zudem verwies er auf die Euro-Treffs (siehe "Extra") sowie die Austauschprogramme an der Eichendorffschule (EDS).
Schüler-Netzwerk
Über eTwinning, ein Netzwerk für Schulen in Europa, habe die EDS Kontakte zu zwei spanischen Bildungseinrichtungen geknüpft, berichtete Spanischlehrerin Leonor Laupsien. Neben einer Austauschmöglichkeit für Lehrer biete das Internetportal einen virtuellen Klassenraum. Dort könnten Schüler miteinander chatten und Projekte bearbeiten. Die Schüler Nicola Dornbusch und Matthias Berkefeld verbrachten eine Woche in Vila Seca. Er habe mit fremden Menschen in einer fremden Sprache in Kontakt treten müssen, beschrieb Matthias den Aufenthalt bei seiner Gastfamilie. "Das hat mein Selbstbewusstsein gestärkt." Nicola freute sich über die Möglichkeit, das Gelernte auszuprobieren: "Die Spanier sprechen schneller, als man es auf dem Unterricht gewohnt ist." David Rouhani verbrachte eine Woche im spanischen Bonares. "Man erhält einen intensiven Einblick in eine fremde Kultur." Während er über die "abenteuerlichen Uhrzeiten", zu denen seine Gastfamilie abends aßen, sehr verwundert war, fand er an der "spanischen Gelassenheit" schnell Gefallen.
Konkurrenz-Spiele
Annika Evelyn Otto, Leonhard Lutz und Jonny Kumar lernten Europa während eines Praktikums bei Thomas Mann von einer anderen Seite kennen. Die praktischen Erfahrungen hätten Europa für ihn greifbarer gemacht, berichtete Leonhard. "Es ist interessant, die Dimensionen zu sehen." Den Austausch zu fördern und voneinander lernen, liege ihr besonders am Herzen, sagte Annika. Während ihres Praktikums habe sie erlebt, wie allgegenwärtig Europa ist. Jonny ist nach seinem Praktikum weiterhin bei Mann tätig. In dessen Wahlkreis kümmert er sich um die schul- und bildungspolitischen Belange.
Etwas theoretischer ging Christian Rieck, Mitglied des Zukunftsinstituts Ruppertshain, das Thema an. Der Professor für Wirtschaftstheorien stellte die plakative These auf, dass die Welt ein Spiel und alle Menschen Spieler sein. Wichtig sei es, die Grundprinzipien Konkurrenz und Kooperation zu beachten. "Wir können nicht ignorieren, dass wir in Europa Konkurrenz haben." Andererseits müsse man kooperieren. In der EU sei die Bereitschaft zur Kooperation wichtig — sie müsse nur eingefordert werden. (slk)