Chinesisch als erste Fremdsprache gibt’s sicher nicht

logo_presse_hk vom 23.11.2012

Fischbacher Gesamtschule vor der Eigenständigkeit – Lehrer zufrieden an beiden Standorten

Der Tag der offenen Tür ist ein wichtiger Moment, um sich zu profilieren. Die Kollegium-Tendenz geht außerdem zu G 9.

"Wir planen Chinesisch als erste Fremdsprache." Nein, keine Angst, Volker Stender-Mengel, macht Witze. Solche gravierenden Änderungen an der Eichendorffschule (EDS) in Fischbach werde es sicher nicht geben, sagt der Schulleiter der Gesamtschule mit zweitem Standort in Münster. Fakt ist aber vor dem Tag der offenen Tür in Fischbach am Samstag (siehe "Info"): Die riesige Bildungsreinrichtung mit zusammen rund 1900 Schülern wird zum Schuljahr 2013/2014 getrennt.

Votum am 17. Dezember

Davon geht Stender-Mengel ebenso fest aus wie Kreis-Schuldezernent Wolfgang Kollmeier. "Der Kreistag soll den neuen Schulentwicklungsplan am 17. Dezember beschließen", teilt Kreishaus-Sprecherin Deike Wichmann auf Anfrage mit. "Danach wird er sofort dem Kultusministerium zur Genehmigung vorgelegt. Wenn die Abgeordneten den Plan in seiner jetzigen Fassung verabschieden, ist es Ziel des MTK, die Schulteilung an der Eichendorff-Schule bereits zum Schuljahr 2013/14 zu vollziehen." Wann die Genehmigung des Ministeriums hierzu vorliegt, könne nicht vorhergesagt werden, so Wichmann. Demnächst soll es allerdings ein weiteres Treffen zwischen Kreis, Schulamt und Gesamtschule geben.

Kein "Tabula rasa"

Auf die Trennung will die EDS in Fischbach gut vorbereitet sein. Deshalb habe der Tag der offenen Tür schon eine hohe Bedeutung, sagt Stender-Mengel. "Das ist eine ganz wichtige Schnittstelle, da darf uns nicht anbrennen." Soll heißen: Bereits jetzt muss sich das künftig eigenständige Haus beim Werben um Schüler profilieren. "Tabula rasa" werde es bestimmt nicht geben, ist der Noch-Schulleiter sicher. Vielmehr müsse Fischbach auf Kontinuität setzen, wie etwa den Schwerpunkt Musik oder die Skifreizeit. Andererseits seien eigene Akzente wichtig, doch das müsse das Team dort selbst entscheiden. Im Sommer 2013 werde dort erst einmal eine kommissarische Leitung eingesetzt. Stender-Mengel glaubt, dass dies die neue Standortleiterin Marion Polydore sein dürfte. Danach könne es bis zu zwei Jahre dauern, ein offizieller Chef installiert sei.

Eine gute Perspektive könne den Schülern und Eltern der beabsichtige Schulverbund geben. Es ist geplant, dass die Fischbacher in jedem Fall später die Oberstufe in Münster besuchen können. Kooperationen kann sich Stender-Mengel darüber hinaus gut vorstellen. So hat die EDS eine Abfrage unter den Lehrern gemacht, wer welchen Standort bevorzugen würde. Das eindeutige Ergebnis: Rund 90 Prozent der Pädagogen wollen ihren Arbeitsplatz in Münster oder Fischbach behalten, also nicht wechseln. Wer aber zum Beispiel als Fischbacher Lehrer nicht auf Gymnasial-Unterricht in der Oberstufe verzichten möchte, könne über eine Abordnung in Münster weiter tätig sein, verspricht der Schulleiter.

Wichtigster Baustein im Fischbacher Konzept dürfte allerdings die Rückkehr zu neun Jahren Gymnasialzeit werden. Perspektivisch sehe er G 9 an diesem Standort. "Das schwappt ja rein wie das Hochwasser", sagt Stender-Mengel über Elternumfragen, deren Ergebnisse deutlich in diese Richtung gehen. "Und ich habe das Gefühl, dass es auch im Kollegium eine Mehrheit finden würde." Das wiederum ist maßgeblich, wie der Kreis betont. "Nach der gegenwärtigen Rechtslage muss eine Rückkehr zu G 9 am Standort Fischbach erst durch die Schulgremien beschlossen werden, die erst nach der vollzogenen Teilung der EDS entstehen können", erläutert Wichmann. "Realistischerweise bedeutet dies, dass sich im Schuljahr 2013/14 eigenständige Schulgremien in Fischbach bilden können, die dann für das Schuljahr 2014/15 entscheiden können."

Bewährtes in Münster

In Münster wiederum laufe das bewährte Konzept weiter, macht Stender-Mengel deutlich. Beim Tag der offenen Tür an diesem Standort habe sich gezeigt, dass die EDS damit gut fahre. Die Präsentation der Schule sei "super angenommen" worden, es habe viele "positive Rückmeldungen" gegeben. Nach den früheren Schulfesten geht die EDS mit diesem Angebot seit dem Vorjahr neue Wege. Stender-Mengel: "Wir wollen die Schule aus Sicht der Eltern erlebbar machen und fragen: Was interessiert die Gäste?" Die Trennung oder der in diesem Jahr hochkochende Streit um ein Gymnasium, sind offensichtlich keine Themen, die Eltern und Schüler berühren. Zumindest sei er gar nicht darauf angesprochen worden, sagt der Schulleiter. Nur ein älterer Herr habe ihn darin bestärkt, das Konzept fortzusetzen.

Gut aufgestellt sind beide Standorte dafür. Denn wie der Kreis noch mitteilt, sei baulich "derzeit nichts Größeres geplant", so Sprecherin Wichmann. Nur Arbeiten an den Wasserleitungen und an der Außenbeleuchtung, außerdem der Austausch eines Heizkessels seien im kommenden Jahr vorgesehen. "Die energetische Sanierung wird in einigen Jahren fällig", kündigt sie an und betont: "Der Kreis hat in den vergangenen Jahren ja auch einiges in die Schule gesteckt, etwa in die Sanierung der Naturwissenschaftsräume und den Neubau für die Mittagsbetreuung."

(wein)