Auch die Eltern trainieren die "Chefs von morgen"
vom 27.01.2012
An der Eichendorffschule ist das Interesse an der Berufsberatung sehr groß — bei den Jugendlichen, aber auch bei den vielen Referenten.
Benötige ich Abitur, um Erzieher zu werden? Wie lange dauert eine Pilotenausbildung? Was verbirgt sich hinter dem Slogan "weltweit arbeiten"? Diese und andere Fragen beantworteten ehemalige Schüler jetzt beim Berufsinformationstag der Eichendorffschule (EDS) — der sich zur wahren Erfolgsgeschichte entwickelt hat.
"Der Dschungel ist sehr unübersichtlich geworden", sagte Franziska Hanne mit Blick auf die zahlreichen Studiengänge. Umso mehr freute sich die Lehrerin und Organisatorin der Veranstaltung, dass "Experten-Know-how" in Form von ehemaligen Immanuel-Kant- und Eichendorffschülern an dem Informationstag teilnimmt. Auch einige Eltern der Schüler mischten sich unter die vielen Referenten. "Es ist ein Angebot seitens der Schule, etwas zu entdecken", erklärte Hanne. Die Schüler sollten erkennen, wo ihre Stärken sind und was sie damit machen können. Außerdem biete die Veranstaltung die Möglichkeit, Kontakte unabhängig vom Elternhaus und der sozialen Situation zu knüpfen.
Birgitt Hahn-Wenzel (links) ist bei der GIZ, Christopher D’Arcy pendelt für Ernst & Young zwischen Frankfurt, London und New York. Sie haben Lehrerin Franziska Hanne beim EDS-Berufsinfotag unterstützt. (Foto: Knapp)
Von New York zur EDS
Bei Birgitt Hahn-Wenzel und Christopher D’Arcy liegt die Schulzeit bereits viele Jahre zurück. Dennoch beteiligten sie sich an der Informationsveranstaltung. Er habe sich gefragt, was er der nächsten Generation mitgeben könne, was er selbst an Erfahrungen gelernt hat, erinnerte sich der Betriebswirt, der erst am Vortag aus New York zurückgekommen ist. Außerdem arbeite er gerne mit Menschen zusammen. "Ich bin auf die Schule zugegangen", beschrieb der 42-Jährige den ersten Kontakt. Er habe Franziska Hanne vorgeschlagen, einen Workshop zum Thema Arbeitsstrukturierung anzubieten. Die Lehrerin zeigte sich von dem Engagement begeistert und lud D’Arcy ein, am Informationstag über seinen beruflichen Werdegang zu sprechen.
Chancen ergreifen
Sein BWL-Studium habe er begonnen, ohne eine konkrete Vorstellungen davon zu haben, was er danach machen will, sagte D’Arcy. "Ich habe Chancen ergriffen", beschrieb er die unterschiedlichen Phasen seines Berufslebens. Inzwischen pendelt der Vater dreier Kinder als Projektmanager bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young zwischen London, New York und Frankfurt.
"Es ist für einen selbst schön, die eigenen Erfahrungen weiterzugeben und den Schülern Wege zu zeigen", freute sich Birgitt Hahn-Wenzel. Über ihre Verbundenheit zur Schule und Gespräche mit Lehrern kam die Idee zum Mitmachen. Die Mutter zweier Töchter arbeitet in der Kommunikationsabteilung der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und möchten den Schülern vor allem zwei Dinge verdeutlichen: "Was heißt weltweit arbeiten? Welche Voraussetzungen benötige ich?"
Der Informationstag ist ein Teil eines umfassenden Schulprojekts zur Berufsorientierung. Darüber hinaus müssen die Schüler ein Bewerbungstraining absolvieren und eine Mappe für einen konkreten Praktikumsplatz erstellen. Leonie hat sich den Vortrag einer Psychologie-Studentin angehört. "Ich konnte mir vorher nichts genaues darunter vorstellen", sagte die Schülerin. Während der Präsentation seien jedoch die verschiedenen Spezialisierungsmöglichkeiten aufgezeigt worden. "Das Studium ist mir jetzt klarer", so Leonies Fazit. "Es hat mir geholfen zu sehen, wie es weitergeht, wie die Zukunft aussieht", erklärte Philipp, der sich einen Vortrag zum Thema Maschinenbau angehört hat. Vivien hingen war von dem Angebot zunächst wenig angetan. "Es war kein Beruf dabei, den ich anstreben würde", blickte die Schülerin zurück. Da die Veranstaltung für die Schüler der Stufe 11 jedoch verpflichtend ist, musste auch sie sich zwei Vorträge anhören. "Es war interessant und informativ", sagte sie im Nachhinein über die Präsentation eines Piloten. "Jetzt überlege ich, so was zu machen."
(slk)