Angst um den Schulfrieden
vom 01.03.2012
Die CDU will die Eichendorffschule in ein Gymnasium umwandeln, die Opposition ist dagegen.
In Kelkheim herrscht Verunsicherung. Seit die CDU vorgeschlagen hat, an der Eichendorffschule ein Gymnasium zu etablieren, sind die Gemüter bei Eltern und Politikern erhitzt. Viele Fragen bleiben offen: Wozu braucht Kelkheim ein reines Gymnasium? Wer will das überhaupt? Und was passiert dann mit den Haupt- und Realschulklassen?
In der Stadtverordnetenversammlung am Montagabend ist das Thema erneut hochgekocht. Die CDU-Fraktion will Mitte März eine öffentliche Podiumsdiskussion unter dem Titel „Die Schulsituation in Kelkheim“ mit dem Leiter der Eichendorffschule, dem Schuldezernenten des Kreises sowie den Leitern eines Gymnasiums, einer Gesamtschule und einer Grundschule führen. Anlass ist der neue Schulenwicklungsplan, der dieses Jahr für die nächsten fünf Jahre formuliert wird. „Weder der Staat noch die Parteien wissen, was gut für Schüler ist, sondern die Eltern“, sagte Markus Bock (CDU). Und die wollten nach seiner Einschätzung ein grundständiges Gymnasium. Er pochte vehement auf eine „ergebnisoffene Diskussion“. Auch die FDP sprach sich dafür aus.
Die Opposition hält die Diskussion für einen „verhängnisvollen Weg“, wie UKW-Fraktionsvorsitzender Albrecht Kündiger in einer emotionalen Rede sagte.
Sie sei ein falsches Signal und verunsichere Eltern wie Schüler an der Eichendorffschule und den Kelkheimer Grundschulen. Die Schule mit zwei Standorten in Münster und Fischbach funktioniere prima und habe sich in den vergangenen zehn Jahren einen guten Ruf erarbeitet.
Katrin Wagner (SPD) warf der CDU vor, sich mit dem Thema nur profilieren zu wollen. Als ehemalige Schülerin der Eichendorffschule sieht sie keinen Handlungsbedarf. Bei einer Elternbefragung 2005 hätte sich die Mehrheit gegen eine Umstrukturierung zu einem Gymnasium ausgesprochen. Die Tendenz gehe sogar eher zu G9, was laut Hessischem Schulgesetz nur an einer Gesamtschule möglich ist.
Diesen Eindruck konnte man auch am Sonntagabend gewinnen, als etwa 100 Kelkheimer Bürger — überwiegend Eltern von Fischbacher Schülerinnen und Schülern — zu einer Diskussion der UKW zum Thema Eichendorffschule in den Gartensaal des Rathauses gekommen waren. Bei einer spontanen Abstimmung votierten fast alle Anwesenden für G9 und eine große Mehrheit gegen die Gymnasiums-Pläne.
Eine Lehrerin der Fischbacher Albert-von Reinach-Grundschule erinnerte an die Zeit vor sechs Jahren, als die damalige Staufenschule kurz vor dem Aus stand. Die Fusion mit der Eichendorffschule habe fast wie ein Wunder gewirkt. In den vergangenen Jahren erlebe sie erstmals, dass fast alle Fischbacher Grundschüler geschlossen an die weiterführende Schule im Ort wechseln. „Bitte drehen Sie das nicht zurück!“, wandte sie sich an den Kreis-Schuldezernent Wolfgang Kollmeier (CDU).
Der war überraschend der Einladung der UKW gefolgt und versprach: „Ich werde nicht gegen den Willen der Eltern entscheiden.“ Den will er am 14. März bei einem Treffen mit Schulleitern und Elternvertretern aller Kelkheimer Schulen eruieren.
Derweil haben mehrere Elterngruppen Umfragen zum Thema gestartet. Der Elternbeirat der Eichendorffschule will die Meinung an den Grundschulen erfahren. Am 4. März schließe die Befragung, so die Vorsitzende Martina Lenz. Dann werden die Ergebnisse ausgewertet. Parallel dazu betreiben die Elternvertreter der Albert-von-Reinach-Schule ihre eigene Umfrage. Auch deren Zahlen sollen bald vorliegen. Schon abgeschlossen ist eine private Online-Umfrage von Sabine Conrad über die Frage „G8 oder G9 in Fischbach“. 172 Grundschul- und Kindergarteneltern haben sich daran beteiligt. Das Ergebnis: Fast 85 Prozent sympathisieren mit G9, nur gut 12 Prozent wollen G8.