Andreas-Faust-Schule mit G 9?
vom 30.11.2012
Klassensprecher diskutieren mit SV über Zukunft im Fischbacher Haus – und stimmen mit klarem Votum ab
Im Sommer 2013 wird der bisherige Filial-Standort der Eichendorffschule (EDS) von Münster getrennt. So sieht es der Schulentwicklungsplan vor. Beim Namen, der Gymnasialzeit und den Schwerpunkten haben die Kinder und Jugendlichen klare Vorstellungen.
"Ich glaube nicht, dass sich etwas ändern wird." Ida ist gerade wenige Monate an der Eichendorffschule (EDS) Fischbach. Die stellvertretende Klassensprecherin der Stufe 5 fühlt sich hier wohl. Die Zehnjährige hofft darauf, dass es die Bläserfreizeit weiterhin mit den Schülern aus Münster gibt und findet es spannend, gemeinsam beim Aktionstag mit der Schülervertretung (SV) zu diskutieren. Die mögliche Rückkehr in Fischbach zu neun Jahren Gymnasialzeit (G 9) sieht sie positiv. So habe sie ein Jahr mehr Zeit mit der Berufswahl, sagt Ida: "Das ist ganz wichtig, denn ich will im Moment ganz viel werden."
Mehr Zeit, um sich Gedanken über die berufliche Karriere zu machen — dieses Argument führen viele Schülervertreter beim SV-Tag unter dem Motto "Wir gestalten unsere Zukunft" an. Ganz oben auf der Wunschliste steht aber mehr Freizeit im Vergleich zur doch eher als stressig empfunden G 8-Laufbahn. So gibt es unter dem Strich ein klares Ergebnis bei der Abstimmung: Die deutliche Mehrheit spricht sich mit 19 zu 3 Stimmen für G 9 in Fischbach aus, die G 8-Fans sind in der Unterzahl und können mit ihren Argumenten wie "Weil man die Schule schneller hinter sich hat" den Rest kaum überzeugen. Das dann mehr Zeit für ein Auslandsjahr oder Praktika bleibe, zieht ebenso wenig. "Der Druck ist wahnsinnig groß bei G 8", führt ein Schüler an. "Man muss nicht so viel lernen", sagt ein zweiter Vertreter. Und ein Wechsel vom Gymnasium zur Realschule sei bei neun Jahren leichter, ist zu hören.
Das Podium mit den Schülervertretern und der Fischbacher Standortleiterin Marion Polydore.
(Foto: Niklas Mulzer)
G 9-Bücher sind noch da
"Das ist ein Politikum, über das wir gerade reden", findet Verbindungslehrerin Claudia Marnet. Sie gibt zu bedenken, dass der Druck zur G 9-Rückkehr nicht selten von den Eltern ausgeübt werde. Technisch sei dieser Wechsel aber machbar, erzählt sie — die alten Bücher seien in Fischbach noch vorhanden.
Fragen, keine Probleme
EDS-Schulsprecher Fabian Beine, der den Zukunftstag mit seinem SV-Team auf die Beine gestellt hat, setzt auf eine konstruktive Diskussion mit allen Pro- und Kontra-Argumenten, "ohne die Gemüter zu erhitzen". Wichtig sei es aber allemal, über die Perspektiven der Fischbacher Schule zu sprechen, die nach der Trennung von der EDS im nächsten Sommer ihren Weg alleine finden muss. "Wir haben gemerkt, dass es zwar keine Probleme gibt, aber viele Fragen." So überlege mancher Schüler schon, ob die Lehrer dann alle zur EDS nach Münster wechseln, "und sie hier allein stehen". Beine: "Wir wollen verhindern, dass viel Quatsch erzählt wird." Denn eigentlich "ändert sich für uns ja nicht so viel", betont Standortsprecher Nicklas Bronk, der hofft, dass die Häuser in Fischbach und Münster auch künftig eng zusammenarbeiten. Unter dem Strich ist Fabian Beine zufrieden: Den Schülern sei klar geworden, "dass die Welt nicht untergeht" und vieles so weiterlaufe wie bisher. Dass in den Pausen neugierige Zuschauer die Sitzung mitten im Durchgang verfolgen, freut ihn und zeige, dass die Schüler an der Zukunft des Hauses interessiert sind.
Das unterstreichen zwei weitere Abstimmungen: Beim künftigen Namen der Einrichtung bekommt die Andreas-Faust-Schule mehr als die Hälfte der Stimmen. Sie würde benannt nach einem der ersten Lehrer in Fischbach, der sich sehr für das Bildungswesen im Ort eingesetzt hatte. Weitere Ideen: Gesamtschule am Staufen, Mannstein-Schule, Fischbacher Gesamtschule.
Musik und Sport
Nahezu einig sind sich die Kinder und Jugendlichen auch, was die Schwerpunkte angeht: Die Musik solle wegen der Tradition erhalten bleiben, berichtet Beine. Hinzu könnte der Sport kommen, "um sich von der Eichendorffschule abzugrenzen", so der Schulsprecher. Die Voraussetzung sei mit der Staufenhalle dafür sehr gut. Dieser Vorschlag sei ohne großen Aufwand umsetzbar — im Gegensatz zur Informatik, die auch genannt wird.
Klares Votum zu G 9, Andreas-Faust-Schule sowie die Schwerpunkte Sport und Musik — diese Anregungen wird die SV jetzt in einem ausgearbeiteten Papier an die Schulleitung, den Main-Taunus-Kreis und vor allem später an ihre Nachfolger weitergeben. Die Fischbacher Standortleiterin Marion Polydore nimmt den Schülern in der Fragerunde ebenfalls einige kleinere Ängste. Wichtig sei es, dass möglichst viele Informationen fließen, sagt sie und betont mit Blick auf das künftig eigenständige Haus: "Wir werden das Gute erhalten. Aber wir haben auch das Recht, uns weiterzuentwickeln."
(wein)