Abi ja — aber nur wie und wo?
vom 25.06.2012
Pro und contra Gymnasium: Streit um Schulstandort schlägt nach der CDU-Entscheidung wieder höhere Wellen
Der Elternbeirat der Gagern-Grundschule in Hornau ist für Vielfalt, die Initiative für den KGS-Erhalt setzt auf Bürgermeister Thomas Horn.
Die Ankündigung der CDU, sich in der Stadt für ein Gymnasium in Münster sowie eine Gesamtschule in Fischbach (nach Möglichkeit mit der neunjährigen Gymnasialzeit G 9) einsetzen zu wollen, schlägt weiter hohe Wellen. Jetzt haben sich sowohl Befürworter als auch Gegner der CDU-Initiative zu Wort gemeldet.
"Mit der praktisch beschlossenen Teilung der Eichendorffschule in zwei getrennte Schulen ergibt sich nun die Chance für Kelkheim, ein andernorts längst selbstverständliches, pluralistisches Schulangebot zu schaffen", betont Marcus Frenz, der Vorsitzende des Elternbeirats an der Max-von-Gagern-Grundschule. Er verweist auf eine Umfrage an der Hornauer Schule, nach der die Eichendorffschule (EDS) in Münster als attraktiv eingestuft werde. Allerdings würden die Gymnasien in Königstein immer noch als besser beurteilt. "Eine Umwandlung der Eichendorffschule Münster in ein Gymnasium würde das Attraktivitätsdefizit beheben — man traut dem excellenten EDS-Kollegium zu, unter den passenden Rahmenbedingungen zu den ,Marktführern‘ aufzuschließen", teilt Frenz für den Elternbeirat mit.
Ebenso bestehe aber die Nachfrage nach einer Kooperativen Gesamtschule (KGS) — am liebsten mit G 9. Diesen Elternwillen hat der Beirat der Gagern-Schule in Gesprächen und Umfragen erkannt und rät, die Chance für Gymnasium und KGS zu ergreifen. Eine Umfrage an der Gagern-Schule bestätigt beide Trends: Vor dem Hintergrund, dass 91 Prozent der Eltern sich wünschen, dass ihr Kinder Abitur macht, halten 75 Prozent ein Gymnasium für optimal oder gut geeignet auf diesem Weg. 73 Prozent können sich wiederum auch mit einer KGS anfreunden. In den Antworten sieht der Beirat einen "klaren Elternwillen, dass in Kelkheim ein vielfältiges Angebot hergestellt wird". Frenz regt an, in die Reinach-Schule zu investieren. "Die alten Grundschulgebäude könnten für die weiterführende Schule genutzt werden — liegen sie doch auf dem selben Grundstück wie die absehbar überlaufende Kooperative Gesamtschule."
Laut Angela Kopitzki, deren Kinder bereits auf die EDS gehen, müsse es Ziel sein, eine Schulvielfalt als "Fortschritt für Kelkheim" zu realisieren. Nur so könne das Potenzial der guten Schüler in der Stadt gehalten werden, während es sonst nach Königstein, Hofheim oder Schwalbach abwandere. Kopitzki sieht dies auch als "weichen Standortfaktor" und rät dem Kreistag, in diesem Sinne zu entscheiden.
Nicht überrascht, aber auch nicht begeistert ist dagegen die Elterninitiative zum Erhalt der Gesamtschule in Münster über die CDU-Entscheidung. Vor allem der Zeitpunkt sei "verräterisch", betonen die Eltern Nadine Cromme, Andrea Rieß und Sigrid Vollert. Kurz vor den Ferien könne sich der Eindruck festsetzen, die Entscheidung für ein Gymnasium sei gefallen, zudem könne sich das Stadtparlament nun lange nicht mehr äußern. Verärgert ist die Initiative auch darüber, dass aus der von der CDU geforderten Podiumsdiskussion nichts geworden sei. Die Union habe das Thema nur besetzen wollen. "Als sich aber herausstellte, dass es viele gute Argumente gegen ein Gymnasium gibt, ließ man die Veranstaltung einfach ausfallen."
Die Elterninitiative hofft nun, dass Schuldezernent Wolfgang Kollmeier "an seiner bisherigen sachlichen und abwägenden Linie festhält". Mit Blick auf die klammen Finanzen des Kreises könne er "aufwändige Schulneubauten in Fischbach nur ablehnen". Die drei Damen und ihre Mitstreiter bauen auch auf Kelkheimer Bürgermeister Thomas Horn (CDU), der im Kreistag sitzt. "Er hatte sich von Anfang an gegen eine breite Debatte um Veränderungen an der Schule ausgesprochen, und er weiß, dass es die Stadt auch finanziell belastet, wenn der Kreis überflüssige Investitionen in die Schulen tätigt. Dieser Verantwortung muss er jetzt gerecht werden", erklären sie.
(wein)