Praktikum im EU-Parlament

18.12.2016

Ein Tag mit dem Dalai Lama

Zweimonatiges Praktikum im Europäischen Parlament in Brüssel

Acht Wochen im politischen Zentrum der Europäischen Union — eine spannende und gleichermaßen aufschlussreiche Zeit im Büro von Herrn Thomas Mann (CDU), Europaabgeordneter des Main-Taunus-Kreises.

Es begann mehr als ein Jahr zuvor mit der Idee, sprachliches Interesse mit kulturellem und politisch-historischem zu verbinden und endete in der „demokratischsten“, weil als einzige direkt gewählte, Institution der Europäischen Union.

Durch eine kurze Recherche im Internet stieß ich auf die Internetseite Thomas Manns und erfuhr so von dem üblichen Bewerbungsschema, welches auch für ein Praktikum in seinem Büro galt. Nach der Zusage für ein zweimonatiges Praktikum in Brüssel freute ich mich bereits auf die einmalige Erfahrung, internationale politische Arbeit hautnah miterleben und als Teil des Büros einen kleinen Beitrag zur Beständigkeit der Demokratie leisten zu dürfen.

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von einem der Assistenten aus dem Büro freundlich vor dem Altiero-Spinelli-Gebäude in Empfang genommen und für ein erstes gegenseitiges Kennenlernen in das Büro, welches für die folgenden Wochen mein Arbeitsplatz sein sollte, geführt.

Das folgende Gespräch mit Thomas Mann und seinen Assistenten ist mir bis heute als herzlicher Empfang in Erinnerung geblieben.

Hierbei wurden mir die Aufgabenfelder und Tätigkeiten erörtert, für die ich in der Folgezeit zuständig sein würde. Die angenehme Stimmung innerhalb des Büros erleichterte den Einstieg in das Praktikum und rückte das anfangs leicht erdrückende Gefühl, in einem derart riesigen Gebäudekomplex ein- und auszugehen, in den Hintergrund.

Neben Recherchearbeiten zu diversen Themen bestand meine Arbeit aus dem Beantworten von Bürgeranfragen, zu denen man in der Regel auch viel recherchieren musste, da deren Inhalte häufig von den eigenen Wissensbereichen abwichen. Dazu schrieb man Protokolle zu Ausschusssitzungen, hauptsächlich in den Ausschüssen für Wirtschaft und Währung (ECON) sowie Beschäftigung und soziale Angelegenheiten (EMPL), in denen Thomas Mann Mitglied ist.

Ebenso spannend und aufschlussreich war es, den Sitzungen der EU-Mexiko-Delegation und dem Ausschuss gegen Geldwäsche und Steuervermeidung/-hinterziehung, welcher im Zuge der folgenschweren Enthüllungen in Form der Panama Papers 2016 neu gegründet wurde, beizuwohnen. Bei Letzterem gehörte man als Zuhörer zu den wenigen Privilegierten, die manche Informationen bereits erfuhren, bevor die Presse diese veröffentlichte.


Solche Sitzungen boten zusätzlich die Möglichkeit, die eigenen Fremdsprachenkenntnisse zu überprüfen, indem man von der Simultanübersetzung zu der Originalsprache des Redners wechselte. Es waren genau diese einmaligen Einblicke in die Parlamentsarbeit, die das Konstrukt „EU-Parlament“ für mich persönlich greifbarer und wichtiger für Europa und die Welt erscheinen ließen.

Die von uns Praktikanten ausgeführten Tätigkeiten waren durchaus komplex, aber nicht minder kurzweilig. Dadurch gab es auch immer etwas zu tun, wenn die Abgeordneten einmal nicht in Brüssel waren. In den Straßburg-Wochen sind nämlich nahezu alle Abgeordneten im französischen „Ableger“ des EU-Parlaments zu finden, weil dann die großen Plenarsitzungen und Ausschüsse in Straßburg tagen.

Durch die weitreichenden Kontakte und Verknüpfungen des Parlaments bzw. der Abgeordneten und Assistenten, durfte man vielen aufschlussreichen Podiumsdiskussionen und anderen Veranstaltungen beiwohnen. Diese wurden oft in den Landesvertretungen der einzelnen Bundesländer abgehalten, sodass ich beispielsweise bei einer Diskussion zum Thema „Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt“ in der Bayerischen Landesvertretung zugegen war.

Das Highlight der acht Wochen in Brüssel war dennoch ohne Zweifel die „siebte internationale Konferenz der Unterstützer Tibets“, bei der ich den Dalai Lama, den Premierminister Tibets und Richard Gere aus nächster Nähe sehen durfte. Dies war möglich, weil Thomas Mann seit 1999 Präsident der Tibet Interest Gruppe im Europäischen Parlament ist und sich aktiv für die Bewahrung der Menschenrechte einsetzt.

Bei der Konferenz wurde vor allem die Ausstrahlung des Dalai Lamas sichtbar. Er wirkt friedfertig und in sich ruhend, wenn er vor den Zuhörern sitzt, gebrechlich, wenn man ihn auf dem Weg zum Stehpult stützen muss, aber mit einer unglaublichen Energie, sobald er das Wort ergreift.

Mit seinem gebrochenen Englisch warnt er vor gewaltsamen Auseinandersetzungen und appelliert an China, die Unterdrückung der Tibeter zu Gunsten einer friedlichen Aussöhnung aufzugeben.

Richard Gere, oft nur auf seine Rolle in „Pretty Woman“ reduziert, ist seit Jahren ein Freund des Dalai Lamas und versucht mit Hilfe seines Einflusses, das Dilemma der Tibeter in der Öffentlichkeit präsenter zu machen und ein Umdenken der chinesischen Regierung zu bewirken.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei allen Assistenten des Büros und natürlich bei Herrn Mann persönlich für die schöne Zeit bedanken! Vor allem politik-, geschichts- und wirtschaftsinteressierten jungen Menschen kann ich nahe legen, sich für ein Praktikum im Büro Mann zu bewerben.

Falls ihr auch Interesse an einem Praktikum im EU-Parlament in Brüssel habt, könnt ihr mich gerne über das Unter- und Mittelstufensekretariat kontaktieren.

Dorian Vester


DV-Leuven-1
DV-Leuven-2


Bilder aus Leuven