Zwei Sofas für Eichendorff-Pensionäre
vom 30.07.2015
„Good job, well done.“ Nicht jedem Lehrer an der Eichendorffschule wird ein Abschied in fließendem Englisch zuteil. Das besorgte Eichendorff-Direktor Stefan Haid, auch wenn er meinte, dass sich sein Silicon-Valley- Englisch (Anmerkung der Redaktion: Kein Texas-Englisch) von der „very British conversation“ unterscheide, die vor allem im Unterricht von Dr. Luise- Marie Sareika gepflegt worden sei. Cambridgeartig, eben very British.
Das spiegelt in gewisser Weise die gelöste Atmosphäre in der Aula der Eichendorffschule wider an diesem letzten Schultag des Schuljahres, als eine Reihe von Lehrern in Pension gingen oder an andere Schulen versetzt wurden. Angelika Odenwald, die eigentlich gar nicht mehr aus der Schule wegzudenken ist, oder Paul Boll, Fachbereichsleiter der FB3, genauso zum alten Stamm gehörend und nun „reif“ für den Ruhestand. Dann Dr. Luise-Marie Sareika und Marion Beye. Ein Begriff für Generationen von Schülerinnen und Schüler, die an eine Schule gingen oder gehen, von der Bürgermeister Albrecht Kündiger sagte: „Die Stadt Kelkheim ist stolz auf diese Schule, auf alle Schulen. Ich kann mir nur wünschen, dass alle Kelkheimer Kinder auch hier zur Schule gehen. Diese Schulen können jeden Wettbewerb mit anderen Schulen außerhalb Kelkheims aufnehmen.“ Und er forderte sogar die Eltern auf, wenn sie sich um die Einschulung der Kinder kümmern, zu einem Gespräch zu ihm zu kommen, um sich Rat zu holen. Also auch ein klares Bekenntnis zur Eichendorffschule. Und an diesem Ruf haben eben Angelika Odenwald und Paul Boll einen so großen Anteil. Und auch Stefan Haid sagte zu Angelika Odenwald: „Meine gute Einarbeitung habe ich Ihnen zu verdanken.“ Für sie und die anderen Pensionäre zauberte er als Andenken ein Fünfmark-Stück aus der Tasche, eine Sonderprägung aus längst vergangenen Zeiten. Der frühere Schulleiter Bergen schüttelte nur den Kopf, fast neiderfüllt: Bei seiner Verabschiedung gab es nicht solche Andenken. Stimmt, und bei seiner Verabschiedung gab es auch nicht so liebevoll auf der Bühne drapierte Sofas, mit von links Angelika Odenwald, Paul Boll, Dr. Luise-Marie Sareika und Marion Beye.
Dass Stefan Haid sich mal kurz neben Angelika Odenwald niederließ, war kein Zeichen der Berufsmüdigkeit — er musste nur den Platz am Mikrofon für andere Redner Platz machen. Auch wenn Angelika Odenwald, die fünf verschiedene Schulleiter erlebte, sagte: „Ich freue mich auf die Zeit ohne Schule.“ Und doch wird sie gern an diese Zeit zurückdenken, an die 200 Kollegen, die sie erlebte („Verschiedene Typen“), an die Zeit, als es mal zwei Tage ohne Krankmeldungen der Kollegen abging. Ihre Feststellung: Die Schule ist für die Schüler da. Ihr Wunsch: Mehr Wertschätzung für den Lehrerberuf. Paul Boll dann, laut Haid, ein Lehrer, der nie mit dem Kopf durch die Wand wollte, der versuchte Lösungen zu finden, Kollegen ins Boot holte, der zur Überraschung des Siliconvalley- Experten Haid ein Apple-Museum aufgebaut hatte. Ihm ist zu verdanken, dass die Schule so schnell „online“ war. Haid: „Ich habe mich sofort heimisch gefühlt.“ Und Boll meinte: Es gibt wohl keinen Beruf, in dem man so viel positive Rückmeldungen hat, wie in meinem.“ Er gehe mit Zufriedenheit in eine neue Lebensphase, meinte der Lehrer, der die Veränderungen von Schule und Gesellschaft erlebte und diese Veränderungsprozesse mit umsetzte. Und auch den großen Verdienst hat, mit der Bürgerstiftung zusammen MINT für Kelkheim zu etablieren. Kreisbeigeordneter Wolfgang Kollmeier, der bedauerte, nicht so schöne Markstücke für Verabschiedungen zu haben, sprach von der Besonderheit Angelika Odenwalds, die mit Herzblut der Schule verbunden war. Er hofft, dass man sie später noch ehrenamtlich einbinden kann, so wie sie es bereits in Eschborn als Stadträtin für die CDU tut. Und Albrecht Kündiger ansprechend: „Sonnenblumen in den Sträußen, neue Zeichen.“ Der gab sofort zur Antwort: „Herr Kollmeier, Sie werden immer besser.“ Die Fotos unter dem Vierersofa: Angelika Odenwald und Stefan Haid, sowie Paul Boll. Stehender Beifall für die scheidenden Pädagogen, von links Wolfgang Kollmeier und Albrecht Kündiger, der auf dem Bild dar darunter Paul Boll ein Geschenk der Stadt überreicht.