Wenn Schüler zu Lehrern werden...
vom 27.01.2015
Die Eichendorffschüler haben sich freiwillig und mit einer anderen Sichtweise mit dem Krieg beschäftigt. Und das Stadtmuseum steuerte seinen Teil dazu bei.
„Erfolg?“ ist auf dem Stück blaue Pappe zu lesen. Es ist so an der Stellwand angebracht, dass es hochgeklappt werden kann. Darunter ist zu sehen — nichts. „Man kann sich nicht vorstellen, welche Ausmaße dieser Krieg hatte“, sagt Dorian aus der Stufe Q1, als er das blaue Pappschild hochklappt. „Der Stellungskrieg war das Verderben der Soldaten.“ Und noch dazu ohne Erfolg, wie die Geschichts-Freunde der Eichendorffschule jetzt in einer Ausstellung präsentieren. Zwei Besonderheiten hat dieser historische und gesellschaftlich Überblick über den Ersten Weltkrieg: Die Schüler haben ihre Ergebnisse mit der Ausstellung von Museumsvereins-Chef Rüdiger Kraatz kombiniert — und sie erläutern ihren Kameraden der Stufe in Führungen selbst die verschiedenen Stelltafeln im Foyer.
Mathis (hinten Mitte) und Dorian (rechts) führten ihre Mitschüler durch die neue Ausstellung im EDS-Foyer. (Foto: Knapp)
Dorian und Mathis stehen als „Lehrer“ mit dem Geschichts-Grundkurs im Zentrum des Unterrichts. Natürlich wollen sie von ihren Mitschülern zunächst wissen, was ihnen beim Gedanken an den Krieg von 1914 bis 1918 in den Sinn kommt. Nur zaghaft gehen die Hände hoch, der Stellungskrieg ist einem Schüler präsent. Doch so manche Lücke wird das Duo an diesem Mittag noch schließen können. Und es ist eben nicht nur der Überblick, den die Ausstellung anspricht. Detailliert geht sie auf die Verletzungen und Seuchen während des Krieges ein, zeigt abschreckende Bilder von zerschossenen Gesichtern. Die Kriegsgefangenen werden thematisiert, die psychischen Leiden der Menschen und die Folgen für die Umwelt. Und die Schüler gehen zudem auf die Zivilbevölkerung ein, ebenso auf deren schwierige Versorgungslage und Ernährung.
Deutliche Worte finden die beiden „Aushilfspädagogen“ während der Führung. „Es war nicht so, dass Deutschland den Krieg vermeiden wollte“, sagt Dorian, der ebenso wie Mathis im Grundkurs büffelt und sich einfach sehr für Geschichte interessiert. „Man kann aber auch den Deutschen die Schuld nicht so einfach in die Schuhe schieben.“ Das Thema sei nicht nur wegen des 100. Jahrestages des Kriegsausbruchs im Vorjahr in den Köpfen präsent, weiß Mathis. Auch die Schuldenzahlungen Deutschlands seien erst 2010 abgegolten gewesen, erinnert der 17-Jährige. Dorian findet, der Erste Weltkrieg sei eines der wichtigsten Kapitel der jüngeren Weltgeschichte. Es sei gut, immer wieder daran zu erinnern, „um so etwas künftig zu verhindern“.
Reges Interesse
Oliver Hihn, Lehrer für Geschichte und Latein an der EDS, ist begeistert vom Engagement der Schüler. Er hatte in der Q 1 herumgefragt, wer sich für das Projekt interessiere — und ist auf einige gute Resonanz gestoßen. Eine ganze Reihe von Namen ist auf einer Stelltafel verewigt — zudem ein Dank an Rüdiger Kraatz vom Museumsverein, der seine Unterlagen zur Verfügung stellte. Er habe seine Ausstellung samt Vortrag auch in der Seniorenresidenz in der Stadtmitte präsentiert. Dass sich nun auch junge Leute sehr dafür interessieren, findet er prima.
Thema vertieft
Lehrer Hihn erinnert daran, dass die Eichendorffschule sich bereits im vergangenen Sommer mit dem Thema beschäftigt habe — im Rahmen der Projektwoche „EDS goes green“. Damals habe das Thema passend zum Motto „Umwelt, Gesundheit und Ernährung im Zeichen des Krieges“ gelautet. Nun wurden die Inhalte noch einmal vertieft — und zwar mit den Schülern als Lehrer: Sie konnten in der Ausstellung ihre eigenen Schwerpunkte setzen, berichtet Hihn. Was das alles ist, können sich Interessenten gerne im Foyer der Schule an der Lorsbacher Straße einmal selbst anschauen.
(wein)