Volles Haus für die Abi-Asse
vom 28.06.2016
Gleich studieren, erst einmal orientieren oder ab ins Ausland: Das sind die Perspektiven der besonders ausgezeichneten Schüler.
So voll war es noch nie bei einer Abifeier“, freute sich Stefan Haid, der Leiter der Eichendorffschule, über die große Resonanz der akademischen Feier in der Stadthalle, die erstmals an einem Spätnachmittag über die Bühne ging. Das war nicht nur für die Eltern arbeitnehmerfreundlich, sondern wurde von so manch einer Abiturientin auch gerne genutzt, um sich beim Frisör zuvor noch hübsch herrichten zu lassen. Die Sache hatte aber auch den Nachteil, dass viele der Abiturienten stehen mussten, weil sie keinen Sitzplatz mehr gefunden hatten bei ihrer letzten „Schulstunde“ nach zwölf Jahren.
Stehen musste auch Bürgermeister Albrecht Kündiger, der von der Eichendorffschule zum einen als offizieller Magistratsvertreter eingeladen worden war, als Vater aber sowieso mit von der Partie gewesen wäre. Denn unter den 120 Abiturienten war auch seine Tochter Johanna Wagener, die am Ende der akademischen Feier zusammen mit Nicklas Bronk eine Ansprache im Namen der Schülerschaft hielt.
Wie das so ist, mit den erwachsen gewordenen Sprösslingen rund ums Abi und dem damit auch zu Hause verbundenen Stress, konnte der Bürgermeister als Familienvater von drei Töchtern dann auch gut mit den anderen Eltern mitfühlen. „Ich weiß, was für Wochen Sie hinter sich gebracht haben und dass sie heute genauso glücklich sind wie die Abiturienten. Sie haben ihre Kinder schließlich bis hierher geführt“, sagte Kündiger. „So gute Leistungen gab es noch nie“, würdigte er die Durchschnittsnote von 2,4 und die 34 Abiturienten, die in ihrem Zeugnis eine „1“ vor dem Komma haben. Mit der Traumnote 1,0 haben es sogar Daniel Mansky, Johann Seidel und Dorian Vester geschafft, die von Kündiger deshalb jeweils mit einer Urkunde der Stadt für die besten Abi-Zeugnisse des Jahrgangs geehrt wurden. Dass diese drei Abiturienten darüber hinaus noch reichlich soziales Engagement für schwächere Mitschüler an den Tag gelegt haben, damit auch sie die Reifeprüfung schaffen, würdigte er ganz besonders.
„Nach Genetik Schluss“
Neben einigen anderen Schülern sind zwei der Abitur-Asse dann noch als Jahrgangsbeste in bestimmten Fächern von Schulleiter Haid geehrt worden. Während Seidel in Chemie brilliert hatte, ging die Auszeichnung an Mansky in Physik, wobei dessen Lieblingsfach aber eigentlich Englisch war. „Das ist mir am leichtesten gefallen und hat einfach viel Spaß gemacht“, gab der 19-Jährige nach der Abifeier unumwunden zu. Biologie hatte er dagegen gleich nach der 9. Klasse abgewählt, weil das einfach nicht sein Ding war: „Nach der Genetik war Schluss.“ Der junge Mann will gleich zum Wintersemester durchstarten und sich an der TU Darmstadt für das Wirtschaftsingenieur-Studium bewerben. Denn er habe schon ein Jahr verloren durch sein USA-Auslandschuljahr, betonte er.
Dorian Vester, der im Gegensatz zu den beiden naturwissenschaftlichen Genies sprachlich begabt ist und sich deshalb für Deutsch und Französisch als Leistungskurse entschieden hatte, will erstmal ein Jahr ins Ausland und dort jobben. „Denn die gute Abitur-Note war auch ein hartes Stück Arbeit“, gab er nach der Übergabe der Zeugnisse zu. Deshalb will er sich jetzt erst einmal Zeit nehmen, um sich für seinen weiteren Lebensweg zu orientieren. Im September und Oktober steht aber zunächst mal ein Praktikum im Europaparlament an.
Ähnlich wie seine Freundin Pauline Lorenzen, die ihre Schullaufbahn mit der Note 1,6 ebenfalls hervorragend abgeschlossen hat, will auch Johann Seidel erst einmal in die weite Welt hinaus. „Denn das Pauken war ätzend“, gestand Lorenzen. Beide planen nun, für ein halbes Jahr nach Australien zu gehen, um dort abwechselnd zu reisen und zu jobben.
VON MARTINA WEYAND-ONG