Turnbeutel als Geschäftsidee

logo_presse_hk vom 25.10.2014

Geschäftsführer noch vor dem Abitur? Das geht: Die Eichendorffschüler haben in Projektarbeit ein Unternehmen gegründet. — inklusive Businessplan und Aktionären.

Kapuzenpullover, Turnschuhe und Käppi: So sieht das Business-Outfit der Geschäftsführer von morgen aus. Das Büro ist ein Container auf dem Schulhof der Eichendorffschule, das Unternehmen besteht aus 22 Mitarbeitern, die zwischen 15 und 17 Jahren alt sind. Ihre Aufgabe: eine Geschäftsidee finden.
„Es wird eine richtige Firma gegründet“, erzählt Roland Struwe, Lehrer für Politik, Wirtschaft und Geschichte. „Die Schüler denken sich ein Produkt oder eine Dienstleistung aus und suchen Aktionäre. In der nächsten Phase sollten sich dann Abteilungen wie Marketing, Verwaltung, Produktion, Technik und Vorstand herauskristallisieren und zusammenfinden.“

Das Unternehmen folgt einer Idee des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. Die Geschäftsführer stehen mit Jan Wittekind und Daniel Mansky aus der Qualifikationsphase schon länger fest.

Juniorprojekt 2014

Anerkanntes Zertifikat

„Heute geht es erstmal vor allem um die Ideenfindung. Die Schüler sollen sich überlegen, welche Zielgruppe sie ansprechen wollen“, sagt die 23 Jahre alte Heike Böhler vom IW Köln, die die Schüler mit ihrem Workshop unterstützt. Von Anfang an standen spannende Ideen zur Auswahl: Unter anderem eine Schülerjobvermittlung, ein BH mit Taschen, der Mädels das Feiern erleichtern soll, individuell gestaltete Sportbeutel, bemalte Haushaltsgeräte und Sammelfiguren.
Lehrer Roland Struwe ist ein Fan von der Idee „Aus Alt mach Neu“. „Das IW Köln veranstaltet in diesem Rahmen auch immer einen Landeswettbewerb. Zu meiner Schulzeit durften meine Firmenkollegen und ich sogar Deutschland in Paris vertreten. Wir sind damals mit sogenannten „fat laces“ angetreten, breite Schnürsenkel, die so bedruckt waren, dass beim Schnüren ein Motiv auf dem Schuh entstand“, erzählt der Schulpate des Projekts und fährt fort: „Für mich war das eine ganz tolle Erfahrung. Das Projekt war so lehrreich und bereichernd, eine schöne Erinnerung.“

Die EDS-Schüler erhoffen sich Ähnliches von ihrer Firma. „Ich glaube, dass wir eine Menge Erfahrungen sammeln können — gerade, weil es eben genauso aufgebaut ist, wie eine richtige Firma. Wir haben Spaß und werden trotzdem weiterkommen“, sagt Elftklässler Dario. „Am Ende des Projekts steht ein Auflösungsprozess. Die Schüler zahlen in einer abschließenden Versammlung die jeweiligen Investitionen und gegebenenfalls eine Gewinnbeteiligung an die Aktionäre zurück “, erklärt die Studentin Heike Böhler. Wurde kein Gewinn erwirtschaftet, bekommen die Aktionäre weniger. Die Aktionäre können aber auch auf die Auszahlung verzichten, damit die Jungunternehmer beispielsweise ein gemeinsames Abschiedsessen organisieren können. Darüber muss allerdings in der letzten Hauptversammlung abgestimmt werden.

Das Projekt gibt es seit 20 Jahren. „Es hat immer größere Kreise gezogen, so dass das Zertifikat, das jeder Schüler bekommt, bei vielen Firmen sehr anerkannt ist“, erklärt Roland Struwe. Manchmal entwickeln Schüler sogar Ideen, die auch für die Wirtschaft interessant waren.

Am Ende des Workshops stimmen die Schüler über ein Produkt ab und erstellten einen Businessplan. Der individuell gestaltete Turnbeutel in verschiedenen Designs gewinnt. „Das, was man sich am schönsten vorstellt, ist oft am schwierigsten“, kommentiert die Workshopleiterin schmunzelnd den Entscheidungsprozess und ist nun gespannt, wie die Eichendorffschüler ihre Idee umsetzen.