Rendite der Schülerfirma fließt in Afrika-Projekt

logo_presse_hk vom 23.01.2017

Aktionärsversammlung der Schülerfirma der Eichendorffschule

Mit Dingen, die eigentlich im Müll landen, will „Bavolution“ Geschäfte machen. Die Aktionäre finden’s gut, geben aber auch Tipps mit auf den Weg.

Nein, unterstützen wolle er „Bavolution“ nicht im Rahmen der Wirtschaftsförderung, sagte Bürgermeister Albrecht Kündiger am Rande der Aktionärsversammlung der Schülerfirma der Eichendorffschule. „Das müssen die selbst lernen.“ Er habe sich aber bei „Bavolution“, ähnlich wie bei den zwei vorhergehenden Schülerfirmen, ganz bewusst als Aktionär mit 10 Euro eingekauft und allein schon dadurch das Engagement der 15 Oberstufenschüler gefördert. Mit Kündiger sitzen 73 Aktionäre im Boot, die mit einer Rendite von 4,10 Euro nach dem Schuljahr rechnen können.

Dieser Gewinn wird aber nicht ausgezahlt, sondern getreu der Firmen-Philosophie der Bad-Verschönerung einer Organisation zugutekommen, die im afrikanischen Mali Schul-Toiletten baut. „Trotzdem ist diese Rendite besser als bei jeder Bank“, freute sich Kündiger zusammen mit den anderen „Bavolution“-Unterstützern über das selbstbewusste Gewinnversprechen der zwölf Mädchen und drei Jungs, sie sich dem „Upcycling“-Gedanken verschrieben haben. Ihre Geschäftsidee, aus ausgedienten Smoothie- und Schnapsflaschen Seifenspender sowie aus ausgemusterten Buchwälzern aus der Liederbacher Bücherei Schmuckkästchen zu machen, haben sich die Jungunternehmer auf der Aktionärsversammlung absegnen lassen, zu der immerhin die Hälfte der Anteilseigener gekommen war.

Bavolution 01-2016

Seifenspender aus Glasflaschen, Schmuckkästchen aus Büchern: Das sind die Produkte von „Bavolution“.


Das Lampenfieber war den 15 bis 17 Jahre alten Schülern dabei anzumerken. „Der Name ,Bavolution‘ ist aus den englischen Wörtern ,bath‘ für Bad und ,evolution‘ entstanden“, erklärte Luisa Mansky. „Wir peppen Dinge auf, die eigentlich sonst auf dem Müll landen“, sagte die Vorstandsvorsitzende. Kritische Fragen stellten vor allem die Vertreter der zwei Ex-Schülerfirmen, die mit Stoffbeuteln aus alten Jeans und einem Kochbuch-Projekt mit Flüchtlingen durchgestartet waren. Tipps zur besseren Vermarktung wie etwa über einen Handzettel kamen aber auch von jenen Aktionären, die seit einiger Zeit der Schülerfirma eine Verkaufsplattform in ihren Geschäften bieten — wie die Albanus-Apotheke in Höchst und der Schreibwarenladen „Kolibri“ in Liederbach. Auf dem Wunschzettel der Schüler steht außerdem, dass sie ihre Produkte noch im Kelkheimer Kaufhaus Rita Born verkaufen können. Ihren ersten erfolgversprechenden öffentlichen Auftritt hatte die Schülerfirma beim Tag der offenen Tür in der Schule Ende November.

Auch wenn die jungen Leute schon „super strukturiert und organisiert“ sind laut ihrem Schul-Paten Roland Struwe, gehört der Außenkontakt noch zu den Schwächen von „Bavolution“. Der Lehrer für Politik, Wirtschaft und Geschichte, der das vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln geförderte Schülerfirmen-Projekt an die kooperative Gesamtschule geholt hat, ist sich aufgrund der guten Erfahrungen mit den Vorgängern aber sicher, dass das Team das Manko noch meistert. „Die Schüler nehmen bei dem Projekt Schlüsselqualifikationen mit“, weiß Struwe. Denn ähnlich wie Wirtschafts-Pate Thomas Tessner, der als Unternehmensberater wichtige Impulse von außen gibt, hat Struwe in seiner Oberstufenzeit selbst eine Schülerfirma gegründet. Wenn nach dem bereits fertigen Internetauftritt und den Social-Media-Accounts sowie den Visitenkarten nun bald der Flyer fertig ist, dann wartet mit dem Geschäftsbericht die nächste Hürde auf „Bavolution“. Denn damit wird die Schülerfirma beim Landeswettbewerb antreten in der Hoffnung, sich fürs Bundesfinale zu qualifizieren.

(wom)