„Nachsitzen“ im Ostercamp
vom 25.04.2014
Gefördert vom Kultusministerium kann die Eichendorffschule in den Ferien Unterstützung beim Lernen bieten. Und die Schüler lernen nicht nur von Lehrern...
Ein Beispiel für eine kniffelige Matheaufgabe: „Beim Bau des größten Riesenrads der Welt wird ein Durchmesser von 175 Metern vorgesehen und mit 28 Gondeln zu jeweils 40 Passagieren geplant. Eine Umrundung soll 35 Minuten dauern und die Fahrt 11 Euro kosten. Bestimme den Abstand zweier Gondeln auf dem Radbogen, die Geschwindigkeit der Gondeln bei einer Umdrehung und prüfe die kalkulierten jährlichen Einnahmen von 20 Millionen Euro.“ Das könnte einem in einer Schulabschlussprüfung begegnen. Um dafür möglichst fit zu sein, schieben während der Ferien 50 Schüler der Eichendorffschule (EDS) und der kooperierenden Gesamtschule Fischbach Extra-Schichten im Klassenzimmer. „Und dafür geben sie eine Woche Ferien auf“, unterstreicht Schulleiter Stefan Haid lobend.
Seit Dienstag bis einschließlich heute sind die Schüler von 9 bis 15 Uhr im Gebäude der EDS, frühstücken erst gemeinsam, und dann wird gebüffelt. „Ostercamp“ nennt sich die Idee des Hessischen Kultusministeriums. „Das landespolitische Ziel war es bei der Gründung vor einigen Jahren, möglichst allen Schülern einen qualifizierten Abschluss zu ermöglichen“, erklärt Haid, „und das Konzept hat sich auf jeden Fall bewährt.“
Dabei nehmen nicht nur leistungsschwächere Schüler teil, wie Konstanze Kreutzer betont. Die Geschichts- und PoWi-Lehrerin betreut das Kelkheimer Ostercamp bereits seit drei Jahren. „Es nehmen sehr viele teil, um ihre Kenntnisse vor den Prüfungen noch einmal auffrischen und so Sicherheit erlangen wollen“, so Kreutzer. Dabei würde sich der Bedarf an Nachhilfe gleichmäßig auf die drei angebotenen Hauptfächer Deutsch, Mathe und Englisch verteilen. Um für eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu sorgen, werden die Schüler auf kleinere Gruppen mit maximal acht Personen aufgeteilt. „Zudem mischen wir die Schüler der beiden Schulen auch untereinander“, erklärt Kreutzer. Unterstützung bekommt sie von einem sechsköpfigen Team, das sich aus Referendaren und Studenten zusammensetzt.
„Da ist es schon noch einmal ein Unterschied, ob man die Aufgaben vom Mathelehrer erklärt bekommt, der seit 30 Jahren im Dienst ist, oder eben von jüngeren Lehrkräften“, so Kreutzer. Das kommt bei den Schülern gut an. „Sie können uns das schon ein bisschen besser erklären“, meint zum Beispiel Nicolai Haak. Der Schüler der R 10 aus Fischbach hat sich für das Ostercamp angemeldet, da sonst Schulalltag und Hobbys oft dem Lernen dazwischenfunken würden. Ein bisschen nervös sei der 16-Jährige wegen der bevorstehenden Klausuren, doch zusammen mit seinen Tutoren würde sich das nach und nach legen. „Es ist schon ein gutes Konzept“, so Haak, „ich kenne Leute von anderen Schulen, die so eine Möglichkeit nicht haben.“
Für die finanzielle Unterstützung des Kultusministeriums müssen sich die Schulen nämlich Jahr für Jahr neu bewerben. „Wir haben da immer ganz gute Chancen, da wir uns ja quasi mit zwei Schulen bewerben“, sagt Kreutzer. Dank ihr und ihrem Tutoren-Team haben die Kelkheimer Schüler nun auch sehr gute Chancen, die kniffligen Aufgaben der Abschlussprüfungen zu meistern.
(rk)