Jetzt geht's auf den Transfermarkt
vom 30.06.2014
In diesen Tagen feierte der erste reine G 8 Jahrgang der Eichendorffschule (EDS) das bestandene Abitur in der Stadthalle. 30 Abgänger hatten die Eins vor dem Komma.
„Meiner Meinung nach ist G 8 völlig in Ordnung“, sagt Niklas Mulzer nach kurzem Überlegen, „das sollte für jeden machbar sein“. Er hat es gerade vorgemacht, ist mit einem Notenschnitt von 1,1 Jahrgangsbester der Abiturienten an der Eichendorffschule Münster. Trotz der verkürzten Schulzeit haben auch seine Hobbys und Interessen nicht gelitten. Der inoffizielle Haus- und Hof-Fotograf der EDS leitete etwa neben dem Unterricht noch die Foto-AG. Seine Zukunft sieht er in diesem Bereich allerdings nicht. „Dort Fuß zu fassen, wo es mich wirklich interessieren würde, ist schwierig“, sagt Niklas Mulzer. Daher habe er seit längerem ein Medizinstudium als vermeintlichen „Plan B“ geplant. Für einen Platz an einer Uni hat er sich noch nicht beworben, doch mit dem guten Abschluss sollte das keine Probleme bereiten.
Über ein schlechtes Abschlusszeugnis kann sich auch Celina Melzer (Durchschnitt von 1,3) nicht beschweren. Doch was das G 8-Konzept angeht, ist sie zurückhaltender. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich denke, für den ein oder anderen war das doch sehr eng gesteckt“, erklärt sie. Das Mitglied des Schulorchesters hat den Zeitdruck teilweise selbst miterlebt, denn neben dem Unterricht habe sie viel Musik gemacht, und ist noch im Reitverein aktiv. „Was die Abschlussprüfungen angeht, haben einige Mitschüler sicher mehr gelernt und auch sehr viel früher angefangen“, erzählt Celina Melzer, „aber da habe ich glücklicherweise mein eigenes Tempo gefunden“. Jetzt steht zur Belohnung für die bestandene Reifeprüfung eine kleine Auslandsreise an. „Ich werde für zweieinhalb Monate nach Spanien gehen und dort auf einem Reit-Touristen-Hof arbeiten“, erklärt sie ihre Pläne. Danach soll ein Psychologie-Studium folgen.
Die Abiturientinnen und Abiturienten 2014
Die Jahrgangsbesten
Auch Alexander Erb, der mit einem Schnitt von 1,3 die Top 3 komplettiert, zieht es zunächst ins Ausland. „Ich gehe für ein Jahr in die USA und beginne dort mein Mathematik- und Physik-Studium an einer Uni in der Nähe von San Francisco“, verrät Erb. Was das beschleunigte Abitur nach G 8 angeht, ist er, ähnlich wie Celina Melzer, unsicher. „Es ist schwer zu sagen, da ich nie G 9 kennengelernt habe“, sagt Alexander Erb, „aber mir ist bei den Realschülern, die G 9 hatten, definitiv aufgefallen, dass sie in den Sprachen besser waren. Er ging die Abschlussprüfungen im Übrigen nach seinem Motto „Abitur ist nur einmal im Leben“ an — und fuhr damit gut. „Ich habe zwar deutlich mehr gelernt als zuvor, aber Opfer in der Freizeitgestaltung musste ich keine bringen“, erzählt er mit einem Grinsen, „das ging dann eher zu Lasten meines Schlafes“.
Keine schlaflosen Nächte dürfte angesichts des guten Abiturientenjahrgangs (Gesamtschnitt von 2,4) Schulleiter Stefan Haid, der erst seit kurzem im Amt ist, gehabt haben. „Ich habe mir mal den Taschenrechner geschnappt und ausgerechnet, dass ich euch knapp drei Prozent eures Weges begleitet habe“, sprach er zu den Abgängern. Diese haben nun, im zur WM passenden Fußballer-Jargon, das „Trainingslager“ erfolgreich hinter sich gebracht. „Nach den Abi-Feierlichkeiten geht es auf den Transfermarkt“, erzählte Haid bei der Abschlussfeier in der Stadthalle weiter. Und egal, ob es gleich ins Ausland gehe, eine Ausbildung oder ein Freiwilliges Soziales Jahr anstünde — es gelte frei nach Sepp Herberger: „Nach der Prüfung ist vor der Prüfung!“ Einige der schwierigsten Hürden würden noch vor den Abgängern liegen. „Die EDS wünscht auf jeden Fall viel Glück und Erfolg bei den weiteren Schritten“, so die abschließenden Worte des Direktors.
(Robin Kunze)