Deutsch lernen - auch beim Essen und Schneidern

logo_presse_hk vom 06.07.2018

An der Eichendorffschule haben 20 Schüler der Intensivklassen an einem Crashkurs teilgenommen, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Lehrern und Schülern hat es gleichermaßen Spaß gemacht.

​​​​​​​Die Sonne scheint und die Sommerferien sind gestartet, doch eine Gruppe „Unerschrockener“ drückt dennoch freiwillig die Schulbank! An der Eichendorffschule (EDS) wurde jetzt in der unterrichtsfreien Zeit zum Sprach-Camp eingeladen. Die Organisatoren hatten mit maximal 15 Anmeldungen gerechnet und wurden dann von gleich 20 fleißigen Teilnehmern positiv überrascht. „Man kann sich das Ganze als eine Art Crashkurs zur Erlernung der deutschen Sprache vorstellen“, erklärte Cathrin Schütz, die an der EDS die pädagogische Betreuung leitet. Das Angebot richtete sich an Schüler aus den beiden Intensivklassen.

Diese Intensivklassen werden aktuell von jeweils 16 Schülern im Alter von 11 bis 15 Jahren besucht, die aufgrund von Migration oder Fluchtgründen ohne oder mit geringen Deutschkenntnissen in Kelkheim und Umgebung leben. Innerhalb eines Jahres werden dort Basiskenntnisse vermittelt, um den anschließenden Übergang in den Regelunterricht zu erleichtern. Das zusätzliche Angebot in den Sommerferien ist da natürlich förderlich, da bereits erlerntes Wissen vertieft und neues hinzugewonnen werden kann.

Selbst das gemeinsame Mittagessen wurde genutzt, um einfache Sätze wie „Kannst du mir die Butter reichen?“, zu lernen. Davor und danach wurde auf einen Mix aus Pauken einerseits und Spiel und Spaß andererseits gesetzt. In einem Klassenzimmer wurde eine kleine Theater-AG abgehalten, im Nachbarraum war das Büffeln von Vokabeln angesagt.


Sprachcamp 2018

Bianca, Karin Thiede, Natalia und Sham (von links) bei der Anprobe der selbst gefertigten Kleider.

„Sehr motiviert“

Deutschlehrerin Daniela Winter kümmerte sich um die Wortschatzarbeit, das Textverständnis sowie Grammatikkenntnisse und freute sich dabei über „sehr motivierte“ Schüler. Besonders vertieft in die Lektüre war Alfonso. Auf die Frage, wer lieber lernt und wer sich doch eher auf die Theater-AG freut, hebt der Jugendliche aus Chile nicht einmal den Kopf. Stattdessen klopft er zweimal entschlossen auf den vor ihm liegenden Text und notierte weiter fleißig die Vokabeln in sein Vokabelheft.

Klassenkamerad Jabba aus Afghanistan war dagegen doch eher vom Schauspielkurs angetan, wie er mit einem Grinsen gestand. Gewechselt wurde regelmäßig, so dass die Laune, Motivation und Konzentration der Teilnehmer durchgehend hoch blieb. Bevor sich die Teilnehmer zusammen mit AG-Leiter Christian Heinrich an das Werk „Kleider machen Leute“ von Gottfried Keller wagte, wurden Kostüme für das Stück gebastelt.

Nach dem Motto „Leute machen Kleider“ wurden aus Zeitungen sowie Bastelmaterial Mäntel, Kleider und sogar Hüte gefertigt. Viktoria (Ukraine) und Olessia (Kasachstan) stiegen dabei gleich mit dem schwersten Kleidungsstück ein: Aus Pappe formten und verarbeiteten die beiden Jungdesigner einen stilechten Zylinder.

Tagebuch geschrieben

Die Erlebnisse des zweiwöchigen Sprach-Camps wurden in einem Tagebuch festgehalten. Auf Deutsch natürlich, damit die neuen Vokabeln auch gleich genutzt werden konnten. „Ich find es toll, wie motiviert und fröhlich die Teilnehmer hier erscheinen, während meine Kinder in den Ferien zu der Zeit noch im Bett liegen“, erklärte Cathrin Schütz schmunzelnd. Das Angebot der EDS, das auf einen Mix aus Unterricht und Ferienspiele setzt, machte es den Kindern und Jugendlichen dabei leicht.

(Robin Kunze)