Das Kochbuch „Grenzenlos“ ist im Handel:
Zugreifen – 500 Exemplare auf dem Markt
vom 14.04.2016
Neun Monate haben die Oberstufenschüler der Eichendorff-Gesamtschule an ihrem Projekt gearbeitet, haben eigens eine Schülerfirma mit dem Namen „recigees“ gegründet, haben Aktionäre gesucht und sich zu Sitzungen getroffen. Vor allem aber haben sie Rezepte und Geschichten von Menschen auf der Flucht gesammelt. Die Mühe hat sich gelohnt: Am 24. März ist das 152 Seiten starke Kochbuch „Grenzenlos“ erschienen — nicht nur mit 30 Rezepten aus elf verschiedenen Ländern, sondern auch mit Geschichten von Flüchtlingen. Es ist ein sehr authentisches und bewegendes Buch geworden, das Menschen verbinden kann, schreibt Sophia Wagener. „Denn es vereint berührende Fluchtgeschichten mit den Lieblingsrezepten der jeweiligen Flüchtlinge. Dadurch strahlt das Kochbuch trotz der oft dramatischen Fluchtgeschichten etwas sehr Positives aus.“
Angereichert wurde das Buch mit Fotos und eindrucksvollen Zeichnungen eines syrischen Grafikers, der ebenfalls nach Deutschland fliehen musste. Schließlich berichten die Schüler noch in dem Buch sehr authentisch von den Höhen und Tiefen des Projektes. Das Buch ist für zwölf Euro per E-Mail (recigees@gmail.com) zu kaufen. Außerdem wird das Buch auch im Einzelhandel an verschiedenen Verkaufsstellen (zum Beispiel Blumenstudio Schmidt im Main Taunus Zentrum oder im CHS Copyshop in KelkheimMitte) vertrieben. Der Druck für die auf zunächst 500 Exemplare limitierte Auflage wurde durch einen erfolgreichen Vorverkauf finanziert. Als besonderen Höhepunkt stellte Nele Neuhaus „Grenzenlos“ in der Buchhandlung „Violas Bücherwurm“ vor. Nele Neuhaus ist übrigens nicht nur eine bekannte Kelkheimer Kriminal-Schriftstellerin, sondern auch eine Aktionärin der Firma „recigees“.
Zugegeben, mit dem Wort „recigees“ lässt sich zunächst einmal wenig anfangen, schrieben wir, als wir das Projekt zum ersten Mal vorstellten. Und doch verbirgt sich dahinter ein Projekt einer Schülergruppe von 15 Schülerinnen und Schülern der Oberstufe der Eichendorffschule. Diese Gruppe erarbeitete, produzierte und verkauft nun ein Kochbuch mit verschiedensten Gerichten und Geschichten von Flüchtlingen. Jetzt wird das klarer: „reci“ für recipe (Rezept) und „gees“ (refugees, Flüchtlinge). Eine lockere Geschichte? Ja, schaut man zu, mit welchem Elan die Oberstufenschüler ihre Arbeit anpackten. Nein, kennt man den Hintergrund: Denn das Projekt gehört zum so genannten Schülerfirmen-Programm, dessen Ziel es ist, Ausbildungsfähigkeit und Berufschancen von Jugendlichen sowie die Vermittlung von Wirtschaftswissen und Schlüsselqualifikationen zu vermitteln (Programm des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln). Also: Nicht für die Schule lernen wir, sondern für das Leben. (Non scholae, sed vitae discimus).
Um es klar auszudrücken: Hier werden junge Leute — sofern sie die betreffenden damit verbundenen Berufe reizen — fürs Leben fit gemacht. Im Englischen: „Learning by doing.“ Also im Leben, auch im frühen Leben Erfahrungen sammeln. Und es kommt noch ein ganz wichtiger Punkt hinzu, der durch das von der „Technikabteilung“ der Firma entwickelte Logo (Jule Fabian) ausgedrückt wird: Das Einbeziehen von Flüchtlingen durch ein Kochbuch mit verschiedensten Gerichten und Geschichten von Flüchtlingen. Der Titel des Projekts deshalb: „Grenzenlos“.
Und wie im „richtigen Leben“ gibt es bei der Firma auch Aktionäre, die mit Dividenden gefüttert werden müssen. Zehn Euro kostete die Aktie, der Anteilschein. Und man braucht auch nicht lange zu raten, wer die Aktionäre sind: Väter, Mütter, Großeltern sicherlich. Sie kamen zur ersten Hauptversammlung in der Eichendorffschule zusammen und stimmten — wie das Bild widerspiegelt — geschlossen mit Ja ab. Auch der Herr in der Mitte — Bürgermeister Albrecht Kündiger — und Nele Neuhaus, die als Aktionärin später hinzukam. Jetzt liegt es also an den Kelkheimern, ob das Kochbuch ein Erfolg wird, ob die Firma mit ihrem Projekt reüssieren kann oder ob die Aktionäre ihr Geld verloren haben.